Kiss Katalin: Industrielle Baudenkmäler - Unser Budapest (Budapest, 1993)

gehört, modernere Einrichtungen dieser Technologie haben die Elektrizitätswerke anderswohin angesiedelt. Die Einrichtungen zur Stromverteilung befinden sich im Souterrain. Im Erdgeschoß und im ersten Stock wur­den jetzt Büros, Lagerräume, Werkstätten, ein Restau­rant und andere Geschäftsräume eingerichtet. Wenn abends die monumentale Wirkung der Säulen­reihen durch die Festbeleuchtung gesteigert wird, klop­fen Touristen oft mit der Bitte an, das „Parlament“ auch von innen betrachten zu dürfen. Óbcjdaer Gasfabrik III., Gázgyár utca 1/3. Haben wir unseren langen, wissenschaftlichen Spazier­gang im Museum von Aquincum beendet, beeilen wir uns nicht zu schnell nach Hause. Wenden wir uns beim Ausgang nach rechts und spazieren in Richtung Donau, kommen wir alsbald in die Wohnsiedlung der Gasfabrik. Gehen wir weiter bis zur Fabrik und machen uns mit der Geschichte eines der schönsten europäischen indu­striellen Gebäudekomplexes bekannt. 1855 hatte die Stadt Pest, zwecks Gasversorgung der Stadt, mit der aus Wiener und Triester Kapital entstan­den Aktiengesellschaft einen Vertrag abgeschlossen. 1856 wurde nach Plänen des Ingenieurs Ludwig Ste­phani auf dem einstigen Lóvásár tér (heute Köztársaság tér) die erste Gasfabrik erbaut. Nach der Vereinigung von Pest, Buda und Óbuda übernahm 1891 die Allge­meine Österreich-Ungarische Gas-Gesellschaft die Ver­sorgung der Hauptstadt mit Gas. Die ersten Gaslater­nen beleuchteten die Gassen der Innenstadt und den Rákóczi út. Bis zur Jahrhundertwende versorgten meh­rere kleine Fabriken die Hauptstadt mit Gas, diese wa­ren mit der Zeit jedoch recht veraltert. Deshalb be­schloß der Budapester Stadtrat 1910 eine neue zentra­le Fabrik zu bauen. Die Gesellschaft beauftragte den Direktor der Züricher städtischen Gaswerke, Albert Weiß, mit der allgemeinen und detaillierten Ausarbei­tung der Pläne. Als Mitarbeiter erhielt er zwei ungarische Fachleute, den Beleuchtungsfachmann Izidor Bernauer und den Ingenieur der Josephstädter Fabrik, Győző Schön. Die Pläne gefielen dem Ausschuß, Direktor Weiß hatte nicht nur Vorschläge zur Einrichtung des Betriebes gemacht, sondern auch den Bau von arbei­terfreundlichen Einrichtungen, Wohnhäusern und Wirt­schaftsgebäuden vorgeschlagen. Zur Fertigstellung der 26

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