Gerle János: Die Jahrhundertwerde - Unser Budapest (Budapest, 1993)

Stellung der Grabmäler kann hier nicht stattfinden. Wer ein­mal diese Friedhofsanlage durchstreift, läßt sich sowieso von seinen eigenen Gefühlen führen. Clnter den Baudenkmälern aus der Zeit um die Jahrhundertwende möchte ich lediglich die Arkadengrüfte (Lajos Gerle) längs der sich vom Hauptein­gang her in die Länge ziehenden Achse hervorheben. Sowohl die einzelnen Grabmäler wie auch die Mosaiken der vier Eckkuppeln beweisen höchste architektonische Kunstfertig­keit. Den jüdischen Teil des Friedhofs kann man von der Salgó­tarjáni utca her betreten. Der Torbau, die Leichenhalle und mindestens zehn von den Grabmälern wurden von Béla Lajta entworfen. Die Vielzahl und der Reichtum der Mausoleen sind übrigens bemerkenswert (für Spanien, Italien und Latein- Amerika ist diese Bestattungsform typisch, sonst in Europa so gut wie unbekannt), ihre Vielzahl und Pracht, die es hier einst gab! Von den siebziger Jahren ab wird dieser nicht mehr aktiv genutzte Friedhof immer häufiger, schneller, habgieriger und zügelloser ausgeplündert, und dies hält bis auf den heuti­gen Tag an. Sich da hereinzutrauen, ist auf jeden Fall lehr­reich und entsetzlich, aber nicht ohne jegliche Gefahr. (Am Ende der nächsten Route werden wir weniger schlecht ge­launt sein.) Sechste Roüte (Herminamező, Stadtwäldchen) Diesmal beginnen wir unseren Weg bei der Hauptsehenswür­digkeit, dem Institut für Geologie (XIV. Népstadion út 14, Ödön Lechner, 1897-1899). Den Auftrag hat Lechner auch diesmal in einem Wettbewerb gewonnen. Sowohl die Funk­tion wie auch der Zustand des Gebäudes ist praktisch unver­ändert geblieben, es ist von allen Lechnerschen Bauten derje­nige, der seine ursprüngliche Form am meisten bewahrt hat. Abhanden gekommen sind - es ist nicht einmal lange Zeit her - die von Lechner entworfenen Möbel. Der Pförtner läßt die Besucher in die untere Ebene der Vorhalle meistens herein, tiefer ins Gebäude einzudringen ist jedoch nur mit einer höhe­ren Ortes ausgestellten Genehmigung gestattet. Die Vorhalle läßt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten dennoch zum Vor­schein kommen: die systematisch gefaßte plastische Raum­gestaltung, die Harmonie zwischen Plastik und bemalter Oberfläche der Raumformen, die sich in Ornamentik auflö­sende Struktur ebener Flächen - man denke an die Glaswand am Eingang - sowie die jedes Detail durchdringende, einheitli­che Formbehandlung. Die Erhebung in der Mitte der Vorhalle diente bald als Statuensockel, bald als Aufbahrungsstätte von großen Persönlichkeiten der Geologie. 45

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