Gerle János: Die Jahrhundertwerde - Unser Budapest (Budapest, 1993)

Müsikakademie (VI., Liszt Ferenc tér 8.) ein Komplex von Tempel, Schule, Gemeindebüro und Ge­schäften. Auch der Flügel zur Dob utca hin ist ein architektoni­sches Meisterwerk. Biegt man an der Ecke Paulay Ede und Kazinczy utca rechts ein, dann trifft man auf die interessanteste Rekonstruk­tion der letzten Jahrzehnte. Eine der Hauptarbeiten von Béla Lajta, das Vergnügungslokal Parisiana - das keinen geringen Einfluß auf dessen Schüler hatte - hat hier durch mehrfachen CImbau seine ursprüngliche Form vollkommen verloren. Neu­lich ist parallel zur Renovierung des Innenteiles in glücklicher und sachverständiger Zusammenarbeit auch die einstige Fas­sade wiederhergestellt worden. Was mit beinahe archeologi- scher Mühsamkeit vor Ort mit Hilfe vergilbter Fotos und Beschreibungen freigelegt werden konnte, ist wie neugebo­ren. Ein derartig wichtiges Baudenkmal in seiner ursprüngli­chen Größe, Form, Farbe und Substanz wiederzusehen, ist für die Architekturgeschichte ein traumhaftes und beglückendes Erlebnis. Clnd vielleicht noch mehr beglückt uns das Wissen, unsere Schätze verschwinden nicht nur; wovon wir einst Ab­schied nehmen mußten, kann uns wiedergeschenkt werden. Das Parisiana läßt sich stilmäßig nicht einordnen, hat nicht einmal in Lajtas Lebenswerk Analogien. Es war der Grenzstein zwischen seinen prämodernen und im Jahrhundertwende-Stil geschaffenen Werken. Kommt man von der Dalszínház utca auf die Andrássy út hinaus, so läßt man rechter Hand, dem Opernhaus gegen­über ein frühes Meisterwerk von Lechner, das ehemalige Pensionärsmietshaus der Staatlichen Eisenbahnen Ungarns 32

Next

/
Thumbnails
Contents