Gerle János: Die Jahrhundertwerde - Unser Budapest (Budapest, 1993)

bedauerlicherweise bis zur Unkenntlichkeit abgewetzt. Sieht man von der Kettenbrücke her aufs Gebäude, so ist die Fassade im Schein der Nachmittagssonne mit ihren funkeln­den Goldmosaiken trotz ihres schäbigen Zustands ein herrli­cher Anblick. An der linken Seite des Palastes in die Straße längs zur Szent István Basilika eingebogen, wollen wir nun unseren Weg in der zweiten Querstraße, in der Október 6. utca fortsetzen. Zur linken Seite (Nr. 16-18) sind die bronzenen Reliefmasken (Dezső Székely), rechts die aus dem Fernen Osten entlehnten Dekorationsmotive (Nr. 15; Miklós und Ernő Román, 1906) besonders interessant. An der Stelle des Freiheitsplatzes (Szabadság tér) stand im vorigen Jahrhundert eine riesige Kaserne. Nach ihrem Abriß kam das administrative Zentrum der Stadt in den Besitz meh­rerer wertvoller, bebaubarer Grundstücke. Die Bebauung ist selber das Ergebnis einer Ausschreibung zur Stadtplanung. Die Gebäude um den Platz bilden ein interessantes Ensem­ble representativer Bauten eines kurzen Zeitraumes (1900-1905). Zur linken Hand liegt der Börsenpalast (Ignác Alpár), dann folgt der Palast der Adria Schiffahrtsgesellschaft (Artúr Meinig) mit seinen schönen Steinmetzarbeiten. Rechts die ebenfalls von Alpár entworfene Österreichisch-Üngarische Bank (heute Sitz der Ungarischen Nationalbank). Vormittags hat man dort in die Vorhalle freien Eintritt - als hätte man dort irgend etwas zu erledigen -, eine Genehmigung zur Besichti­gung der in ihrer ursprünglichen Schönheit erhaltenen weite­ren Innenräume zu bekommen, ist hingegen äußerst schwie­rig. Hoffentlich wird die 1992 gestartete Aktion der Ödön Lechner-Stiftung - jährlich mindestens einmal, einen Tag lang unsere an kunstgeschichtlichen Denkmälern reichen Gebäu­de den Besuchern frei und kostenlos zugänglich zu machen - zur Tradition. Die Reliefwerke draußen (Károly Sennyei) kann man hingegen ungehindert besichtigen. Hinter der Bank zum Platz hin liegt der Gebäudekomplex von Kármán und (Jllmann (Nr. 10, 11 und 12); ein charakteri­stisches und herausragendes Beispiel für die Wirkung des Wiener Jugendstils. Desgleichen das ebenfalls von ihnen ent­worfene Gebäude an der Ecke Perczel utca-Hold utca mit den künstlerisch gekonnten Verzierungen der Schlosserwerkstatt von Forreider & Schiller und seinen - einst für Warenhäuser gedachten - Portalen. Auf der Seite zur Hold utca hin steht das vielleicht repräsen­tativste Werk der Jahrhundertwende-Architektur (Ödön Lech- ner, 1899-1901), die einstige Postsparkasse, heute ein Teil der Cingarischen Nationalbank. Zur Zeit ist die Restauration der Fassade (auf einem dem Gebäude unwürdigen Niveau) in Gang, tins bleibt nur zu hoffen, daß der Grund unter der 24

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