Gerle János: Die Jahrhundertwerde - Unser Budapest (Budapest, 1993)
pengeländer mit Volkskunstmotiven. Medgyaszay war in Wien Schüler von Otto Wagner und befaßte sich nach seiner Heimkehr nach Ungarn über lange Zeit mit folklorearchitektonischen Untersuchungen. Neben Lechner war er der Theorie über die Verbindung zur oriantalischen Kunst und deren möglicher Aktualisierung am meisten verbunden, in und durch seine Kunst suchte er nach der Synthese seiner künstlerischen Ideale und seiner strukturellen Erneuerungen. Dritte Route (Innenstadt, Lipótváros) (Für diese und ebenso die nachfolgende fünfte und sechste Tour sollte man sich etwas Reiseproviant einpacken...) Unser nächster Ausgangspunkt, der Ferenciek tere, liegt im Herzen der Stadt. Doch zunächst muß man sich hier umschauen. Wenn man vor der Franziskanerkirche steht und nach der Elisabethbrücke blickt, dann sieht man links an der Ecke das kaiserlich-königliche Wohnhaus. Seine Bewohner zahlten die Miete anno dazumal direkt in die kaiserlich-königliche Schatzkammer ein. Dieses und das zwischen 1901 und 1902 erbaute, doppeltürmige Gebäude, das die Achse der Brücke portalartig in die Mitte nimmt, wurden von Korb und Giergl entworfen. Ihre Treppenhäuser sind selbst in ihrem heutigen, verkommenen Zustand großartig. Die barocke Formwelt dieser Gebäude widerspiegelt die Erwartungen des Auftraggebers, des kaiserlich-königlichen Hofes. Weiter rechts an der Ecke der Petőfi utca, ragt der Palastbau der einstigen Innerstädtischen Sparkasse in die Höhe. Darin befindet sich die Passage, nach der das ganze Haus benannt ist: der Pariser Hof (Párizsi udvar). Dies ist das bedeutendste und gleichzeitig auch letzte Werk des bereits erwähnten Henrik Schmahl (1909-1913). Ein seltsam hübsches stilistisches Sammelsurium, an diesem ungewöhnlich großzügig geschmückten und komponierten Baudenkmal sind außer dem historisierenden Gebrauch von venezianischer Gotik und maurisch-islamischer Architektur sogar die Merkmale der Lechnerschen Baukunst erkennbar. Es ist empfehlenswert, sein verwinkeltes Innere gründlich zu entdecken. Wir gehen nun in nördlicher Richtung weiter und wollen durch die Nebengäßchen hin und herschweifend zugleich immer wieder zwei Straßen in unserer Aufmerksamkeit behalten. Eine Menge ist hier zu sehen: Petőfi Sándor utca 6 (Gyula Fodor, 1912-1914), und 5 (Géza Kármán und Gyula Clll- mann, 1905), Váci utca 15 und 14 (Albert Körössy, 1906), Váci utca 11/B (Révész und Kollár, 1912), Váci utca 11/A (Ödön Lechner und Gyula Pártos, 1888-1889), das Blumen18