Gerle János: Die Jahrhundertwerde - Unser Budapest (Budapest, 1993)

an der Entwicklung der neuartigen, für Gebäudekeramik ge­eigneten Glasuren persönlich beteiligt. Hoffentlich werden auch die beiden Kandelaber, die vom Eingangsgeländer ver­schwunden sind, ersetzt, sehr viel unsicherer als dies ist aber, was mit den weißen Flächen im Innenraum geschehen wird. Zu Beginn der siebziger Jahre wurden die Blumenmotive übermalt, als Kostprobe sind nur wenige an der Decke des Windfangs am Haupteingang übrig geblieben. Dem Besucher, der in die Vorhalle eintritt, eröffnet sich ein herrlicher Blick auf die doppelstöckige Ausstellungshalle. Der Gebäudeflügel der Fassadenfront erhebt sich durch die ge­brochene Decke in voller Höhe. So bekommt man sofort vom ganzen Museum ein vollständiges Bild. Diese geniale Raum­komposition ist bravourösen Lösungen in der Stahlkonstruk­tion zu verdanken. Durch die Innenschale der Doppelglasver­deckung und ihre Detaillösungen strahlt die Halle einen Hauch orientalischer Architektur aus. Die mehrstufigen Kon­solenkonstruktionen aus Stahl über der Vorhalle sind von einem der Logik der Stahlkonstruktionen entsprechenden, diese aber mit seiner ornamentalen Rolle gleichsam auch auflockernden und verzierenden Stuck bedeckt. Dem Museum gegenüber beginnt die Mária utca. Hier lohnt es sich, das Gebäude der heute noch ihrer ursprünglichen Funktion treuen Augenklinik (Nr. 39) zu besichtigen. Ihre Planer, Flöris Korb und Kálmán Giergl, entwarfen damals über die Klinik-Gebäude der nahegelegenen üllői út hinaus fast alle Universitätskliniken des Landes. Hinsichtlich der Mate­rialien, Proportionen, der Komposition und'der Detailformen ist die Augenklinik (1908) ein typisches Muster dieser Bauar­beiten. Geht man die üllői út in Richtung Kálvin tér hinab, so liegen rechterhand, unter der Nummer 14, das prächtige Mietshaus Károlyi und der Hof Goldener Adler (Arany Sas udvar), frühe und grandiose Beispiele der reichverzierten Mietshäuser (1905-1907) von Gyula Fodor in der Hauptstadt. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die individuellen Fas­sadenschmuckwerke, das herrliche kupfergetriebene Portal und die Frauenskulpturen von Simon Ney im Treppenhaus. 15

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