Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)

Ihm haben wir auch ein ausgezeichnetes Buch zu verdanken, welches die Ge­schichte der ungarischen Architektur zum ersten Mal mit umfassendem Anspruch behandelt. Bierbauer hatte Transformatorenhäuser für die Elektrizitätswerke ent­worfen, sowie einige weniger bedeutende Wohnhäuser. László Králik wirkte vor allem auf dem Gebiet der industriellen Architektur, entwarf Schlachthäuser und Kühlhäuser. Beiden bedeutete der Flugplatz den Höhepunkt ihrer Laufbahn. Funk­tionell hatten sie die Aufgabe perfekt gelöst: sie trennten den Gepäck- und den Passagierverkehr, trennten das Gebiet der Passagiere, die sich der Pass- und Zoll­kontrolle unterzogen hatten, von demjenigen der Begleiter. Die Flugkontrolle befand sich ganz oben, auf Galerieebene. Interessant ist, dass eine Trennung der abfliegenden und ankommenden Reisenden damals noch nicht nötig war: alle kamen durch die Rundhalle im ersten Stock. Dieses war der spektakulärste Raum des Gebäudes. Sein von oben beleuchtendes Kuppeldach wurde von 12 Säulen getragen, die dank ihrer Verkleidung mit gebogener Schnurglas-Tafelung silberig glänzten. Inmitten des lärmdämmenden Gummifußbodens befand sich ein Stern, der die Himmelsrichtungen anzeigte. Den Hintergrund der Sofas und Rohrstühle zu beiden Seiten des Panoramafensters bildeten zwei von István Pekáry auf Holz­tafeln gemalte Landkarten (Ungarn und Europa). Etwas weiter drang, hinter dem Pult der Fluggesellschaften, das Licht durch nach japanischer Art aufgeteilte Glas­wände. Den Ring der kompakten Galeriebrüstung hatte man mit ungewöhnlichen Werken dekoriert. Die Fotografin Frau E. Marsovszky hatte hunderte von schwarz- weissen Luftaufnahmen zu einer ausserordentlich wirkungsvollen Fotomontage kombiniert. Leider ist dieses Kunstwerk heute nur noch teilweise erhalten, da die vor einigen Jahrzehnten unternommene Verstärkung der Bauxitbetonkonstruktion auf barbarische Weise durchgaführt wurde, so dass die aufs Doppelte verdickten Säulen das Fotofries in Stücke rissen. Gleichzeitig wurde die Decke durch grobe Eisenträger gestützt und somit die ungezwungene Raumwirkung der Halle zerstört. Das ganze Verkehrsgebäude befindet sich in einem traurigen Zustand, die Sport­flieger, welche zur Zeit den Flugplatz benützen, haben jedoch kein Geld für eine kompetente Renovierung. Es wäre gut, eine rentable Verwendungsform zu finden, die neben Bewahrung der Flugfunktion eine Instandsetzung des Gebäudes in sei­ner originalen Form ermöglichen würde. Viele der industriellen Gebäude wirken vor allem nicht vom architektonischen, sondern eher vom technischen Standpunkt erneuernd und sind als ingenieur­mäßige Konstruktion bedeutend. Solch hervorragende Ingenieursleistung ist die 1940-41 erbaute Beszkárt-Autobusgarage (Beszkárt: damaliger Name des haupt­69

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