Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)

stehende Gebäude - mit Berufung auf statische Probleme — bis aufs Eisengerüst entblößt und die beiden oberen Geschosse abgetragen. Péter Reimholz, der die Rekonstruktionaufgaben schließlich übernahm, wich auf diesen Geschossen vom Original ab: er baute ein Stockwerk mehr dazu und ersetzte die bogenförmigen Wände des einstigen Restaurants durch einen winkligen Rücksprung. Die Abweichung tat dem Gebäude nicht gut. Die sieben unteren Stockwerke wurden im Großen und Ganzen in ihrer einstigén Form rekonstruiert. Auch das Gegenteil des obigen Falls können wir in Budapest finden: Es gibt vor allem industrielle Gebäude, die eine eines öffentlichen Gebäudes würdige Fassade besitzen. Sie wurden meist für die Hauptstädtischen Elektrizitätswerke gebaut. Es scheint, dass dieses Unternehmen — als moderne großstädtische Institution — es als wichtig erachtete, dass seine Gebäude auch symbolisch die Macht der elektri­schen Energie ausdrückten. Das Hauptmittel war dabei die Klassizisierung. Eine stilisierte Variante nach der Art von Peter Behrens zeigt das Kelenfölder Wärme­kraftwerk (XI. Budafoki út 52, Kálmán Reichl und Virgil Bierbauer, 1913-26), der Óbudaer Transformator (III. Szentendrei út 135, Ernő Román und Dénes Györgyi, 1930) hingegen ist, der Aquincumer Ruinen wegen, in einer dorisierenden Aus­führung gehalten. Die travertinverkleidete Fassade der Elisabethstädter Unter­station (VII. Kazinczy utca 21, Gerstenberger und Arvé, 1934), die die enge Gasse sozusagen auseinandersprengt, wetteifert in ihrer Monumentalität fast mit dem Londoner Sitz des Royal Institue of British Architects (RIBA). Auch Dénes Györgyi (1886—1961) verwendete sämtliche Mittel des manchmal klassizisierenden dekora­tiven Expresionismus’ (Mietshaus und Ausstellungssaal, V. Honvéd utca 22—24, 1930-31), trotzdem möchte ich jetzt nicht dieses ebenfalls recht bedeutende mo­derne Gebäude vorstellen, sondern eine seiner späteren Arbeiten. Unter der Budaer Burg steht das Wohn- und Betriebshaus der Elektrizitäts­werke (I. Attila út, 1937—38). Der Großteil dieser wichtigen Straße wurde in den dreissiger Jahren mit Mietshäusern von guter Qualität bebaut. Dazwischen musste nun dieses große Gebäude mit einer fremden Funktion gestellt werden. Die Auf­gabe wurde auch dadurch erschwert, dass die Rückfront des Baugrundstückes zur Logodi utca hin 10 m höher war. Györgyi fand eine hervorragende Lösung dafür: Die Dienstwohnungen plazierte er zur Attila út hin, die Transformatorenhäuser öffnete er auf die Bugát Stiege, die zur Logodi utca hinaufführte, der Schaltraum und andere Bedienungsräume kamen zwischen beide an die Ecke. Die Hauptan­sicht des Gebäudes wurde nun die diagonale Ansicht, wo die zweifache Natur des Hauses sich offenbarte. Während der Flügel auf der Attila út sich mit seinen 65

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