Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)

wurde es zum bestimmenden Element der Insel. Sosehr, dass der in der Nachbar­schaft errichtete Mineralwasser-Betrieb (Pál Vidor, 1937) und der MAC-Sportplatz (Tibor Hübner, 1942) sich mit ihren braunen Ziegeloberflächen und den Steinge­simsen daran anpassten. Das Schwimmbad verschwindet sozusagen - trotz seiner enormen Maße - zwischen den Platanen und zeigt von jeder Seite gesehen stets ein anderes Gesicht. Die Südfassade ist ein feierlicher Haupteingang, der weniger an die Schwimmer als an die Zuschauermassen der Wettkämpfe denkt. Dieses wird durch die Kollonaden aus Ziegelpfeilern und die beiden kunstvoll geformten Fahnen­stangen ausgedrückt. Die Stadtbild-Rolle der Seitenfassade zur Donau hin betont die auf einer Eisenbeton-Pfeilerreihe ruhende Terrasse. Die Ostfassade ist absicht­lich zurückgehalten, die betonte Plastik der Nordseite hingegen „widerspiegelt nicht nur den Charakter der dahinterliegenden Räumlichkeiten, sondern ipielt auch eine Windschutzrolle gegen die harten nordwestlichen Windstöße" - erklärt der Architekt. Im Hallenraum dominiert hingegen der Eisenbeton. Die Logik der Konstruktion zeigt sich sehr klar: in den eine Stützweite von 31 m überbrücken­den elliptischen Bogenstützen mit den darauf gestützten Stichbalken und Galerien, in den beiden großen Seitentribünen und den neuen Tribünen unter den durch abgetrumpfte Balken geöffneten Endmauern. Ein einheitlicher Raum und doch gegliedert. Die vertikalen Flächen konnten durch die Abstufung des auf die Bogenträger gestützten Daches vervielfacht werden, sodass das Tageslicht gleich­mäßig hereinströmen kann. Dem ist wohl vor allem die gute Stimmung im Inneren des Schwimmbades zu verdanken. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde vor kurzem sorgfältig renoviert. 1936 verkündete man ein landesweites öffentliches Planungsausschreiben um die romantischen Holzbauten des Strandbades, die beim Bau des Sportschwimmbades abgetragen worden waren, zu ersetzen. Den ersten Preis erhielt die gemeinsame Arbeit der Architekten István Janáky (1901-66) und György Masirevich d. J. (1905-89). Janáky war einer der bedeutensten Vertreter der ungarischen Architektur, sein Gefährte war jedoch weniger bekannt. Masirevich war von 1929—32 Mitglied der ungarischen CIAM-Gruppe. Der junge Mann von radikal modernem Geist beschäf­tigte sich sowohl mit Architektur als auch mit Stadtbau. Nach 1932 wendete er sich von seinen früheren Genossen ab, teilweise ihrer linken politischen Einstellung, teil­weise ihrer als dogmatisch angesehenen Architekturprinzipien wegen. Er entwarf eines der frühesten modernen Gebäude in Ungarn (Erholugsheim der Universitäts­studenten, Szántód, 1929). Sein Würfelhaus steht in der Pasaréter Mustersiedlung der Kleinwohnungen [II. Napraforgó utca 15 (heute 13), 1931], ausserdem entwarf er 52

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