Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)

Ironie schreibt Antal Szerb Folgendes: „In den Paläiten breiten junge Psycho­analytiker sich gegenseitig ihre Seele am Sofia aus, die stattlichen Amazonen des Bridge träumen in derTiefie schneeweisser Badezimmer, ausserordentlich intelli­gente Privatangestellte hören Radio Moskau." So wie dieser „Zubehör" den kosmo- politen Lebensstil symbolisierte, so zeigte die Architektur des Szent István Parks die unentbehrlichen Merkmale des modernen Stils. „Das ist ein modernes Haus. - fasste ein konservativer Kunsthistoriker die Kriterien zusammen — welches ein filaches Dach hat und eine schrille blaue oder grüne Farbe, dessen Stil Bauhaus ist, die Ein­richtung aus Rohrmöbeln besteht, mit eingebauter Badewanne und Kakteen”. Zur Fixierung dieser Stereotypie trugen die Gesellschaftsblätter und Zeitschriften bei, die in mit Fotos illustrierten Artikeln vom Ausbau des Viertels und des Parks berichteten. Umsonst protestierten die Vorkämpfer der modernen Bewegung und sagten, dass ein Gebäude nicht unbedingt modern sei, wenn es einfach und farbig ist, und eine Dach- terasse hat. „Die modernen Häuser müssen in erster Linie innen modern sein. Die Maße der Räumlichkeiten müssen sich den inneren Notwendigkeiten anpassen, nicht den Gesetzen der Fassade" - stellte Farkas Molnár 1934 fest. Umsonst schrieb Pál Déman, dass „diese Häuser im allgemeinen den wirklichen Ansprüchen des heutigen Lebens und dem heutigen Stand der Architektur nicht entsprechen. Sie können also nicht als modern bezeichnet werden. Umsomehr als etwas in Mode". Es scheint, dass die Leute eher das bevorzugten, was Mode war, anstatt Prinzipien. Wenn der Szent István Park auch das Sonnenlicht und die gute Luft nur zwei Straßen tiefer in die Neue Leopoldstadt hereingebracht hatte, so war doch wenigstens im 49

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