Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)
dazu, dass die moderne Architektur nicht nur auf der neuen Technik basieren müsse, sondern all das verwenden solle, was sich in der Vergangenheit bewährt hätte. „Die Maschine ist unpersönlich, sie kümmert sich nicht darum, wohin sie gelangt, wer sie bedient - schrieb er 1930. — Die Maschine ist eine >•Schablone«, das Haus ist das jedoch nur bedingt. Dieselbe Aufgabe löse ich anders in der £bene oder am Hügel, anders im Schatten und anders an der Sonne. Wir verspüren Sympathien gegenüber Raum. Massen und Proportionen. I...I Dem Leitprinzip nach also heisst neue Architektur nicht unbedingt liegendes Stahl- rahmenf/enster, fjlaches Dach und Glasziegel. Weder Rahmenkonstruktion, noch Montage. Das ist dort gut. wo es möglich ist. Wenn ich jedoch am Badacsonyer Berghang ein Kelterhaus bauen soll, dann werde ich es aus Stein bauen und mit Schilf) decken, da das dort schön ist. sozusagen am Wegrand herumliegt. Und dieses Kelterhaus kann trotzdem ganz neu und gut sein." Beim Wohnhaus in der Somlói út widerspiegelt eher die montageartige Komposition diese Einstellung, wo der abstrakte Würfel durch die Fensterläden, den aus der Fassade hervorstehenden, englischen Schornstein, die profilierten Säulen der Terrasse zum Haus wird. Und das barockartige, gusseiserne Band, welches das Geländer in der Wand verankert, kann auch zum Dekorationselement werden, ebenso wie die äussere Wasserleitung oder das Glasdach über dem Eingang. Seit der Postmoderne betrachten wir diese Hinweise mit etwas mehr Verständnis. Die originale Wirkung des Haläpy-Hauses wird leider durch den Ausbau des Dachstocks über dem ersten Stock sehr verschandelt. Die nachträglich eingeschnittenen Fenster zerstören die spannenden Proportionen der Fassade und der neue Maueranstrich hat auch dazu beigetragen, dass das einst so auffallende Haus ganz in seiner Umgebung verschwindet. (Auf dem schwarz-weissen Foto in der Zeitschrift Moderne Baunormen aus dem Jahre 1931/1 ist die dunkle Farbe der Mauern bzw. die helle der Fensterläden gut sichtbar.) Ebenso berichteten die internationalen Architekturzeitschriften über ein aus- sergewöhnlich fotogenes Gebäude József Fischers, des Cnfjant terribles der ungarischen Architektur: das Hoffmann-Haus am Nordhang des Rosenhügels (II. Szépvölgyi út 88/B). Sein Foto kam 1935 auf die Titelseite der Nr. 6 der englischen Zeitschrift Decoration - als das ausländische „Haus des Monats". Dem verdankt es auch sein Erscheinen im umfassenden Album von Dennis Sharp Twentieth Century Architecture. A Visual History - als einziges anderes ungarisches Werk neben den Gebäuden von Imre Makovecz. „Der typische moderne Entwurf der dreissiger Jahre: organisiert, jedoch kalt" - schreibt Dennis Sharp darüber. Und dieses Gebäude ist II