Matits Ferenc: Protestantische Kirchen - Unser Budapest (Budapest, 2003)
evangelischen Kirche mehrere Teile der einstigen mittelalterlichen Pfarrkirche verwendet; im 18. Jahrhundert erweiterte man die neue Kirche dann durch Umbauten. Die evangelische Kirche am Deák tér in Pest wurde 1811 eingesegnet, die einst am Dísz tér in Buda stehende evangelische Kirche hingegen wurde Mitte des 19. Jahrhundert gebaut. Mitte der 1860er Jahre errichtete man dann nach Plänen von Leopold Firtinger die evangelische Kirche für slowakische Gläubige in der Rákóczi út. 1785 begann man die Kirche der Óbudaer reformierten Gemeinde zu bauen, welche das älteste reformierte Kirchengebäude der 1873 aus den drei Ortschaften Buda, Óbuda und Pest (Ofen, Altofen und Pesth) entstandenen Flauptstadt ist. Dieser folgte die Kirche am Kálvin tér in Pest, dann die 1878 in der Hold utca errichtete Kirche für die deutschsprachigen Einwohner reformierten Glaubens. Infolge der ständig zunehmenden Anzahl an Einwohnern reformierten Glaubens in der aufblühenden Hauptstadt entstanden aus der Muttergemeinde am Kálvin tér immer mehr selbständige Tochtergemeinden. Diese Entwicklung war einesteils dem Anschluß der umliegenden Gemeinden an Budapest, anderseits der demographischen Entwicklung infolge des Industriefortschritts um die Jahrhundertwende zu verdanken. Unter den nach dem Ausgleich 1867 in die Hauptstadt zugezogenen Siebenbürgern waren zahlreiche Familien unitarischen Glaubens. Diese zur Zeit der Reformation entstandene Glaubensrichtung verneint die Dreifaltigkeit, und geriet deshalb sowohl mit der katholischen als auch mit den protestantischen Kirchen in Konflikt. Sie wurde in Siebenbürgen von Ferenc Dávid (Franz Davidis) (um 1520—79) angeführt. Ihre Gemeinden überlebten in Siebenbürgen und verbreiteten sich von dort aus weiter, ln Budapest wurde ihre erste Kirche, welche dann gleichzeitig auch ihr Bischofssitz war, im Jahre 1890 errichtet. Gegenwärtig gibt es in der Hauptstadt drei unitarische Kirchen. Gleichzeitig mit der Entwicklung Budapests zur Großstadt und der Zuwanderung zahlreicher Flüchtlinge aus den nach dem Ersten Weltkrieg verlorenen Gebieten nahm die Zahl der reformierten Gläubigen sprunghaft zu. Das Fassungsvermögen der vorhandenen Kirchen stellte sich bald als nicht mehr dem Anspruch genügend heraus. Auf Vorschlag des Superintendenten Imre Szabó gewährte die Generalversammlung der Haupt- und Residanzstadt der Budapester Reformierten Diözese jährlich 125 Tausend Pengő Unterstützung zum Kirchenbau. Der Bau der protestantischen Kirchen hing — obzwar die Baugrundstücke meist von der Hauptstadt gratis übergeben wurden — von der jeweiligen materiellen Lage, der Opferbereitschaft, den Sammelergebnissen der Gemeinden ab. Erwähnenswert ist dabei, daß die Errichtung mehrerer Budapester