Matits Ferenc: Protestantische Kirchen - Unser Budapest (Budapest, 2003)

Das von der Hauptstadt geschenkte Grundstück am Donauufer, welches sich vom Szent István Park bis zum Újpester Kai erstreckt, verfügt über sehr güns­tige Beschaffenheiten. Auf das monumentale Gebäudeensemble, welches sehr gut in das moderne Stadtbild der zwischen den zwei Weltkriegen schnell an­wachsenden Leopoldstadt paßt, kann man von drei Richtungen her frei blicken. Im November 1936 begann der Bau und zehn Jahre nach dem Eintreffen der ersten Spende wurde am 25. April 1937 die Grundsteinlegung gefeiert. Eine unerwartete Überraschung ließ die Baukosten jedoch erheblich anstei- gen: Nach Probebohrungen stellte sich heraus, daß an diesem Teil des Donau­ufers der Auffüllungen wegen nur in sechs, manchmal nur in elf Meter Tiefe harter „tragfester" Boden zu finden war. Als technische Lösung bot sich an, auf Kränze aus Eisenbeton zu bauen. Um diese zu tragen, mußten mehr als 300 Löcher für die 6 Meter langen und etwa 60 Zentimeter breiten Eisenpfähle gegraben werden, in welche Zement gegossen wurde. Bei der Vorbereitung der Pfähle für den Turm quoll plötzlich unerwartet Schwefelwasser aus der Erde, welches das Binden des Zements verhinderte. Für die Grundierung des Turmes wurden 96 Pfähle aus mit Bauxit vermengtem Zement angefertigt, auf welche eine einen Meter dicke Eisenbetonschicht draufgegeben wurde. Für den Bau wurden 328 130 kg Zement, 60 000 kg Eisen und 900 000 Ziegeln verwendet. Am 31. Oktober 1937 zog die Gemeinde aus der Tutaj utca in die nun fertigen Räumlichkeiten des Souterrains der neuen Kirche um. Die Ende des Jahres unter Dach gelangte Kirche konnte nur durch neue Spenden und Kreditauf­nahmen weitergebaut werden und wurde erst nach drei Jahren, 1940 gesegnet. Im Dreieckfeld des Portals mit Tympanon steht die Aufschrift sou Deo gloria. Das von ionischen Säulen und einem Portikus betonte Kirchengebäude ver­bindet eine Arkadenreihe mit dem prismenförmigen Glockenturm, an dessen oberen Teil sich schmale, lange Fenster öffnen, davor an allen vier Seiten kleine Balkoné. Über dem Zylinder mit kleinem Durchmesser, der die Spitze des 54 Meter hohen Turmes bildet, befindet sich ein Stern auf einer Säule. Von beiden Seiten gelangen wir über Treppen hinter die Säulenreihe, von wo man durch drei Sturzgesims-Eichenholztüren in den Vorraum der Hallenkirche kommt. Die Empore über dem Vorraum dient der Unterbringung des Chors und der Orgel. An drei Seiten des rechteckigen Innenraums mit 800 Sitzplätzen befinden sich mit schwarzem Marmor verkleidete Säulenreihen. Diese tragen die Empore bzw. die Last der drei, von je fünf großformatigen Fenstern durch­brochenen Seitenmauern. Die Wände sind mit weißem Bewurf verkleidet, der Boden mit zweierlei farbigen Platten im Schachbrettmuster bedeckt. Die Felder der Gipskassettendecke sind hellblau, die Rippen dunkelblau bzw. silbern bemalt. Die bemalte Kanzel aus Nußholz sowie der Tisch des Herrn sind Werke 52

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