Matits Ferenc: Protestantische Kirchen - Unser Budapest (Budapest, 2003)
Verwandtschaft mit den Werken barocken Kirchenbaus wie z.B. der Dresdener Hofkirche. Zu dem Mittelraum mit gerundetem Grundriß gesellen sich ein gerade abgeschlossener Altarraum und ein massiver fast ausschließlich gemauerter — von versteckten länglichen Fensteröffnungen durchbrochener -Turm. Auf dem mit einem Kuppelglas gedeckten Turm, welcher sich an der Spitze des dreieckförmigen Grundstückes befindet, gab es ursprünglich an allen vier Seiten eine Uhr. Auf der Seite des Turmes, welche zum Platz hin führt, befindet sich das über mehrere Treppen erreichbare Tor. Treten wir unter der Aufschrift Ein feste Burg ist unser Gott am Haupteingang der Kirche ein, so kommen wir über weitere Treppen in die Vorkirche, von wo zu beiden Seiten Stiegen hinauf zur Empore führen; die Flügeltüre gegenüber führt ins Innere der Kirche. Der von einer flachen Kuppel bedeckte, kreisförmige, helle Kirchenraum mit seinen weißen Wänden gibt einem ein Gefühl der Vertrautheit. An der Mauer gegenüber dem Eingang steht über dem marmornen Altartisch in einem Füllungsrahmen die 1940 entstandene Kopie des Bildes Christin am Kreuz von Anton van Dyck. Zu beiden Seiten des Altars stehen die ebenfalls marmorne eckige Kanzel und das in der Form und Ausführung ähnliche Taufbecken. Über und unter der Empore reihen sich die rechteckigen Fenster aus gelbem Glas eng aneinander. Durch diese und die Fenster unter der Kuppel dringt reichlich Licht in das Innere der Kirche. Auf dem Chor über der Vorkirche am Eingang steht die Orgel, welche zu Beginn der sechziger Jahre vom Pécser Instrumentenbauer Mihály Stach nach Plänen des Organisten Imre Sulyok gebaut worden war. Unter dem Innenraum befindet sich ein durch eine Bühne ergänzter Versammlungsraum. Seit Oktober 1933 läutet die Glocke im Turm. Berichte aus jener Zeit erzählen, daß bei der Einsegnung der Kirche am 4. Oktober 1931 der Rabbiner von Kőbánya, dessen monumentale Synagoge im orientalischen Stil in der Nachbarschaft stand, eine beeindruckende Rede hielt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der obere Teil des Turms samt Uhr leider zerstört. Während der Rekonstruktion im Jahre 1990 wurde ein niedrigerer Turm als der ursprüngliche, ohne Uhrwerk errichtet. Die evangelische Kirche von Óbuda (Altofen) III. Bezirk, Dévai Bíró Mátyás tér 1 Die evangelische Kirchengemeinde von Óbuda entstand 1843. Zur Jahrhundertwende begann man für den Bau einer Kirche zu sammeln. 1912 waren im Baufonds schon 50 Tausend Kronen zusammengekommen, die jedoch leider verloren gingen, nachdem sie als Kriegsanleihe angelegt wurden. Der Óbu22