Matits Ferenc: Protestantische Kirchen - Unser Budapest (Budapest, 2003)

Die evangelische Kirche in der Stadtwäldchen Allee (Városligeti fasor) VII. Bezirk, Városligeti fasor 17-21 Die Generalversammlung der evangelischen Kirche beschloß 1900 im neuen Stadtteil, welcher zwischen dem Stadtwäldchen und dem Großen Ring ent­stand, für den Bau eines neuen evangelischen Hauptgymnasiums und einer Kirche ein Grundstück von 1925 Quadratklaftern zu erwerben. Zum Bau des Gymnasiums an der Allee hatte die im 19. Jahrhundert gegründete, schon er­wähnte Stiftung der Karolina Glosius Artner verholten. Der Bauausschuß hatte einen geschlossenen Wettbewerb für den Entwurf des Gymnasiums und der Kirche ausgeschrieben, zu welchem er 35 Architek­ten einlud. Den ersten Preis gewann Lajos Schodits, den zweiten Arthur Meinig, den dritten Herman Károly Schubert und Kálmán Hübschl. Der Ausschuß kaufte auch die Pläne von Elek Barcza und Ernő Gerey. Mit der Anfertigung des endgültigen Plans und des Kostenvoranschlags, sowie der Bauleitung wurde schließlich der Professor an der Technischen Hochschule Samu Peez beauftragt. Samu Peez (1854—1922) hatte in Budapest, Stuttgart und Wien studiert, später dann mit Frigyes Schulek und Alajos Hausz- mann gemeinsam gearbeitet. Die bekanntesten seiner Gebäude in Budapest sind: die Zentrale Markthalle, das Landesarchiv, mehrere Teile des Gebäude­komplexes der Technischen Hochschule (so z.B. das gotisierende Bibliotheks­gebäude), die reformierte Kirche am Szilágyi Dezső tér und die unitarische Kirche in der Nagy Ignác utca. Der Bau begann 1903 aus dem Fonds, welcher aus 300 Tausend Kronen staatlicher Unterstützung und 100 Tausend Kronen gesammeltem Geld be­stand. Das Voranschreiten der Arbeiten wurde durch wiederholte Streiks und Arbeitsblockaden verzögert. Das Gewicht der Kirchendecke, welche Elemente der französischen Früh­gotik verwendet, wird durch Kreuzgewölbe getragen, die von an der Mauer haftenden Stützpfeilern ausgehen. Die eine Seite der Kirche ist mit dem Gym­nasium zusammengebaut, die Hauptfassade und die linke Seitenfassade führen zur Straße hin, der Chorteil hingegen zum Hof des Gymnasiums. Bei der Ge­staltung des Hauptschiffes diente — wie das der Architekt auch in seinen Schriften betonte - die Pariser Saint Chapelle als Vorbild. Im Erdgeschoß und auf der Empore der Kirche gibt es 440 Sitz- und ebenso viele Stehplätze. Das neuneinhalb Meter breite Hauptschiff und das vier Meter breite, niedrige Nebenschiff sind gleichermaßen siebeneinhalb Meter lang. Am Ostende des Hauptschiffes steht in der eckig abgeschlossenen, gewölbe­18

Next

/
Thumbnails
Contents