N. Kósa Judit - Szablyár Péter: Das unterirdische Buda - Unser Budapest (Budapest, 2002)

Nähert man sich von der Landstraße her, die aus Hűvösvölgy nach Nagy­kovácsi führt, so sticht einem an der nördlichen Felswand der Schlucht eine große Höhlenöffnung ins Auge. Man muß sich schon richtig anstrengen, um den 340 Meter über dem Meeresspiegel befindlichen Eingang zu erreichen, da man von der Talsohle auf dem Pfad über die Geröllhalde einen Höhenunterschied von etwa 50 Metern „bezwingen" muß. Der Weg hinter der 12 Meter hohen Höhlenöffnung verengt sich schon nach einigen Metern und wirkt zuerst enttäuschend, doch bald tut sich von den Augen der Besucher ein herrliches Bild auf. Der Abraum der Felsnische des Remetebergs wurde 1914 durch die archäologischen Ausgra­bungen von Kálmán Lambrecht und Tivadar Kormos gänzlich entfernt. Der Fund war außenordentlich reich an Vogelknochen aus dem oberen Pleistozän. Während der Aufarbeitung des Materials rekonstruierte man das paläogeographische Bild der Höhlenumwelt, eine anfangs sumpfige, feuchte, später trockenere Einöde. Zurückgekehrt ins Tal, erreichen wir entlang des spärlich fließenden Bächleins die sich 10 Meter über der Talsohle öffnende, in erhöhtem Grade geschützte Un­tere Höhle des Remete Bergs. Hinter dem imposanten Eingang gelangen wir in einen 25 Meter langen, 6-7 Me­ter hohen Saal, dessen Hauptspalte fast die Oberfläche erreicht. Der Archäo­loge László Vértes trug den Abraum der Höhle bis in eine Tiefe von zehnein­halb Metern ab, erreichte jedoch deren natürlichen — Faserstein — Boden nicht. Von den freigelegten 13 Schichten waren die ersten 9 aus dem Holozän, die 10.—13. postglazial bzw. aus dem Pleistozän (jünger als 2,4 Millionen Jahre). Der älteste Fund war eine Obsidian-Mikrolith-Klinge aus der sogenannten Pilis­szántóét Kultur. Die ältesten Funde der oberen neun Schichten sind Keramik­fragmente aus der Kupferzeit. Die Überreste aus der Bronzezeit, Keltenzeit, Römerzeit und dem Mittelalter beweisen, daß die Höhle ständig „in Gebrauch" war. In den Schichten 5-9 gab es viele bearbeitete Knochenfunde (Ahlen, Pfeil­spitzen, Hacken aus Geweih, Halsschmuck aus Eberstoßzähnen) und Stein­werkzeuge (Steinaxt, Feuersteine). Die Höhlen des Tals sind heute, im 21. Jahrhundert, leider wieder bewohnt, die Obdachlosen der Hauptstadt überwintern zum Teil hier. Die andere, in erhöhtem Grade geschützte Höhle der Schlucht ist die Obere Höhle des Remete-Tals, die 1969 erschlossen wurde. Die in einer Höhe von 320 Metern über dem Meeresspiegel in der felsigen Talseite sich öffnende Höhle war bisher unbekannt. Sie besteht aus einem 29 Meter langen Gang, der sich in einen Äußeren und Inneren Saal teilt. Die Archäologen des Ungarischen National­museums haben unter Leitung von Veronika Csánk-Gábori den Abraum der Höhle zur Gänze ausgehoben. 6

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