N. Kósa Judit - Szablyár Péter: Das unterirdische Buda - Unser Budapest (Budapest, 2002)

„Und sie bewegt sich doch" - das Seismographische Observatorium am Adlerberg (Sashegy) Die 259 Meter hohe „Adlerspitze" des Adlerberges erhebt sich als ein besonderes biologisches Reservat über dem dichten Budaer Häusermeer. Das Gebiet wurde zum Naturschutzgebiet erklärt, da es neben den Dolomitfelsenformationen auch über eine reiche, aus der Eiszeit „hier vergessene" Flora und Fauna (besonders Gliederfüßler) verfügt. Über die gewundenen Felsenpfade gehend ahnen wir wohl kaum, daß im Inneren des Berges empfindliche Instrumente die kleinsten Schwingungen der Erdkruste messen und registrieren. Neben dem Naturschutz­gebiet befindet sich in der Meredek utca das Seismographische Observatorium der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Die Öffentlichkeit kann bei be­deutenderen Erdbeben (zum Glück selten im Inland) die Forscher und die Re­gistrierinstrumente im Fernsehen betrachten. Die Beobachtung der Erdbeben hat die Menschheit seit deren bewußter Er­kennung interessiert. Die eine globale Gefahr bedeutenden Atomkraftwerke sowie die zunehmenden Wasserkraftwerke, machen es notwendig, die Erdbe­bengefahr für ein bestimmtes geographisches Gebiet festzustellen. Zwecks Risi­koverminderung sind erhebliche Investitionserwägungen anzustellen, welche genaue vorherige Beobachtungen erfordern. Die Beobachtungen begannen in Ungarn im Jahre 1810 nach dem großen Erdbeben in Mór. Damals gab es noch keine instrumentellen Beobachtungen, das Einwirkungsgebiet der Beben an der Erdoberfläche hatten Ádám Tomcsányi und Pál Kitaibel 1814 in ihrer Arbeit schon gut umgrenzt. Die institutionelle Seismologie begann in Ungarn — an zweiter Stelle in Europa — am 9. November 1881. Das Ungarische Königliche Landesinstitut für Meteorologie und Erdmagne­tismus setzte im Januar 1902 den ersten Seismographen in Budapest in Betrieb. Das von Radó Kövesligethy gegründete Budapester Seismologische Observato­rium registrierte - mit dem 1906 im Keller des Ungarischen Nationalmuseums von Wiechert installierten Seismographen sechzig Jahre hindurch die Beben. Der Zweite Weltkrieg zerstörte die ungarischen seismographischen Stationen fast gänzlich, ebenso die bisher gesammelten Daten. Nach dem Krieg begannen nur die Stationen in Budapest und in Kalocsa wieder mit ihrer Arbeit. Das Budapester Seismographische Observatorium zog 1966 auf den Adler­berg, wo es zuerst als Sektion des Geodätischen und Geophysikalischen For­schungsinstitutes der Ungarischen Akademie der Wissenschaften funktionierte, heute nun als Hauptsektion. Die Seele des Instituts bildet das in den Dolomitblock gehauene Strecken­50

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