N. Kósa Judit - Szablyár Péter: Das unterirdische Buda - Unser Budapest (Budapest, 2002)
sehen ist, ist das Ergebnis eines Kompromisses. Beim Neubau des Stadtteiles, als die Plattenbauten sich anstelle der hier verlaufenden, kleinen Gassen breit machten, konnte man bloß soviel von dem ausgegrabenen einstigen römischen Militärlager retten. Die Erde in Óbuda birgt die Spuren von Bauten aus dreihundert Jahren. Im Jahre 89 kam hier das ständige Besatzungsheer der Römer an, die Légió II. Adiutrix. Zu Beginn errichteten sie ein von Planken umgebenes, später dann von einer Steinmauer umringtes Lager in der Gegend des heutigen Flórián térs, welches sie jedoch wieder und wieder neu aufbauen mußten, da der befestigte Grenzwall, der Limes, ständig angegriffen wurde, ln den 330er Jahren entstand die größte und modernste Befestigung, die sich östlich der früheren, ganz bis zum Ufer der Donau dahinzog. Aquincum war eine Zeitlang die Hauptstadt des östlichen Teils der Provinz Pannonien. Seine Grenzen stimmten jedoch nicht mit denen des Lagers überein: um die Militärsiedlung herum entstand eine ganze Stadt, mit Herbergen, Werkstätten, Gewerbegebieten, den Wohnhäusern der Soldatenfamilien. Etwa zwei Kilometer nördlich von dieser Canabae (Budenstadt um das Legionenlager herum) entstand die Bürgerstadt. Davon spricht heute das Museum und der Ruinengarten von Aquincum. Es ist kein Zufall, daß von der weniger bedeutenden Siedlung, der Aquincumer Bürgerstadt, wenigstens die Grundmauern erhalten geblieben sind: Nie wurde ein neues Stadtnetz darüber gebaut, und vier Fünftel des 30 Hektar großen Gebietes warten noch immer darauf, erforscht zu werden. Die viel prunkvollere Soldatenstadt haben wir leider nur in Form eines lückenhaften Puzzles geerbt. Dieser Teil von Óbuda, die Gegend des Flórián térs, gehörte stets zu der am dichtesten bewohnten Gegend. Hier führten nur neue Bauarbeiten zu Ausgrabungen, die freigelegten Ruinen wurden — wenn überhaupt - nur unterirdisch ausgestellt. Die einstige Basis der Légió II. Adiutrix befindet sich heute in den Kellern, Souterrains und Unterführungen von Óbuda. Die einzelnen Teile können höchstens mit einer Landkarte in der Hand zu einem beiläufigen Ganzen zusammengestellt werden. Vor allem deshalb, weil die restaurierten Ruinen weiterhin verfallen. Die größeren Ensembles können sehr schwer erreicht, die kleinen kaum bewertet werden. Dabei war es ein außerordentlicher Triumph, als man zu Beginn der 1980er Jahre die größten zusammenhängenden Gebäudeüberreste, die Thermae maiorei vorstellen konnte - zum Preis einer Änderung der Pläne für die Rekonstruktion der Árpádbrücke. Der erste Raum des sogenannten großen Bades war noch 1778, beim Ausheben einer Kalkgrube ans Tageslicht gekommen. Es war eine große Sensation, sogar Maria Theresia wurde darauf aufmerksam: 16