Szablyár Péter: Schritt für Schritt - Unser Budapest (Budapest, 2010)
Arterien entstanden. Die kleineren-größeren Höhlen erweiterte der Mensch, bzw. verband sie miteinander, so entstand das heute bekannte Gängesystem. Die Wohnhäuser der Bürgerstadt verfügten über eigene Keller, die meisten auch über eigene Brunnen. Die Hohlräume, welche durch die in die Keller vertieften Brunnen entdeckt wurden, verband man durch Treppen mit der Kellerebene. Später verband man sie miteinander, so entstand ein richtiges Labyrinth. Die letzten großen Änderungen hatte man während der Vorbereitungen vor dem Zweiten Weltkrieg, dann in den Jahren der hysterischen Kalten-Kriegs-Stimmung unternommen. Heute wird das Instandhalten der meist unbenutzten, statisch verfallenen Hohlräume immer mehr zum Problem. Die in die Häuser führenden Treppen wurden zum Großteil - aus Sicherheitsgründen — zugemauert, was die Belüftung des Höhlensystems aus dem Gleichgewicht brachte und so eine Beschleunigung des Substanzverfalls zur Folge hatte. Gesellschaftlicher Unterschied - die Dienstbotentreppe Die Dienstbotentreppe war in den zwischen dem Ausgleich (1867) und dem Zweiten Weltkrieg gebauten hauptstädtischen Mietshäusern unentbehrlich - eine Verwandte des Dienstbotenzimmers und des „Bediensteten-Eingangs". Sándor Márai schrieb in seinem Roman Die Bekenntniae einei Bürgera über die Dienstboten: „Der Dienstbote war im Haus stets untergeordnet, in alten Zeiten zählte er irgendwie auch ein wenig zur Familie... Bei den bürgerlichen Familien ist der Dienstbote jedoch kein Familienmitglied. Von der feudalen Auffassung hatten sie nur die schlechte Behandlungsweise übernommen, die gesellschaftliche Verbundenheit, das soziale Verantwortungsbewusstsein fehlten in der Beziehung zwischen Dienstboten und Herrschaft." Woanders erinnert er sich: „Als Schüler brüstete ich mich sogar damit, dass bei uns die Dienstboten ein separates Klo benützen. Die Wahrheit war, dass die Dienstboten mit besonderer Scham und Nervosität, nicht die gewissen Orte aufsuchten, und man konnte auch nicht wissen, wohin sie gingen? Wahrscheinlich dorthin, wohin sie früher, jahrhundertelang, von Anfang an gingen." Den Dienstbotenstatus hatte man durch den XIII. Gesetzesartikel des Jahres 1876 institutionalisiert, was auch durch die rasante Zunahme der Bedienstetenzahl begründet wurde. In Budapest gab es in den Haushalten 1880 nur 28.986 Dienstboten, 1910 schon 67.922,1941 dann 58.853, „zu bestimmten Tageszeiten, nicht an Zeit gebunden, sondern mit ständiger Verrichtung der Arbeiten ums Haus beauftragt". 85