Szablyár Péter: Schritt für Schritt - Unser Budapest (Budapest, 2010)

schaffer des Heldenplatzes, ein „kleines Wunder" gebaut. Weshalb war dies für den Planer großangelekter Projekte wohl eine Herausforderung? Wahrscheinlich gerade der Kompliziertheit der Aufgabe wegen. Hugó Kilényi wollte in seiner zukünftigen Villa auch seiner bedeutenden Kunstsammlung einen würdigen und entsprechenden Platz sichern. Der in der Planung großer Ausstellungsräume (Museum der Bildenden Künste, Kunsthalle) bewanderte Schickedanz betrachtete die Schaffung des „häuslichen Aus­stellungsraums” sozusagen als Fingerübung, die jedoch ein ausgezeichnetes Ergebnis hatte. Die Möglichkeiten der Ober- und Seitenbeleuchtung adaptierte er sehr gut an die eigenartige Anordnung der Raumebenen: Zwischen den seitenbeleuchteten bei­den Gebäudeflügeln schuf er eine fächerförmige Halle mit Oberbeleuchtung, die durch breite Schiebetüren mit den 60 Quadratmeter großen seitenbeleuchteten Räumen ver­bunden war. All dieses öffnete sich von einem kreisförmigen Vorraum mit einem Durchmesser von 5 Metern, zu dem vom Toreingang an der scharfen Ecke des Ge­bäudes eine elegante Stufenreihe hinaufführte. Trotz seiner traditionellen Straßen­fassade widerspiegelt dieses Gebäude mit seiner eigenartigen inneren Raumgestaltung ein neues Stadium in der Entwicklung seines Architekten. Der Eingang des eleganten Wohnhauses war im Kellergeschoß, hier befanden sich die Küche und die Dienstboten­zimmer. Vom viereckigen Vorraum führte eine zweiarmige Treppe zur runden Vorhalle, die durch einen quadratischen „Hals" mit dem gedeckten Hof verbunden war. Von hier aus öffneten sich nach rechts und links der Salon und das Speisezimmer. Auch im Stock befand sich eine Wohnung, mit einem kleineren Grundriss als diejenige im Erd­geschoß. Das auf den Garten blickende Arbeitszimmer neben dem Salon der Wohnung im Stock gehörte eigentlich zur Wohnung im Erdgeschoß und wurde durch eine Wendeltreppe mit dieser verbunden. Während der Belagerung Budapests im Zweiten Weltkrieg erlitt die Villa schwere Schäden, und so wurde sie, auch wegen ihrer „stra­tegisch wichtigen Lage" 1948 abgetragen. Es würde sich lohnen, einen Wiederaufbau auf Grund der vorhandenen architektonischen Dokumentationen zu erwägen. Das Wiedererscheinen verschwundener Treppenhäuser Die erste Untergrundbahn des Kontinents wurde in der Rekordzeit von nur 21 Mona­ten zwischen dem Gizella (heute Vörösmarty) tér und dem Stadtwäldchen gebaut. Sie wurde dem hauptstädtischen Publikum im Beisein Kaiser Franz Josephs I. in festli­cher Millenniumsstimmung übergeben. So konnte man zur Tausendjährigen Landes­ausstellung schon auf diesem Verkehrswunder fahren. Über die Treppen der Bahnsta­75

Next

/
Thumbnails
Contents