Szablyár Péter: Schritt für Schritt - Unser Budapest (Budapest, 2010)
utca), tut sich der Horizont plötzlich vor uns auf: Rechts kommen wir vorbei am Bu- daer Burgpalast, wo sich heute die Széchényi Landesbibliothek befindet und können das sechsgeteilte Gebäude mit seinen Treppen sehen, das einst die Grünflächen der Tabá- ner Hänge abschloss, sich vollständig in seine Umgebung einschmiegt, und somit einen Rahmen menschlicher Proportionen solch einem Berghang verleiht, (einst Nyárs-) heute Nap- (Sonnen-) Berg, der heute durch seine Häusermenge hervorsticht. (Es mildert auch die Wirkung des später davor gebauten robusten Gebäudekolosses im sozialistischrealistischen Stil, wo sich heute die Budapester Handels- und Industriekammer und die VÁT1 befindet). Das 2009 vom Unterrichts- und Kulturministerium unter Schutz gestellte Gebäude wurde auf das steil abfallende Grundstück zwischen Naphegy und Gellérthegy utca gebaut (1966) und zwar nach Plänen des talentierten, jung verstorbenen Architekten Lajos Schmidt (1931-73). Schmidt hatte jene kurze Zeit ausgenützt, die noch vor dem massenhaften Wohnungsbau, dem Entstehen ästhetisch anspruchsloser Plat- tenbauten-Massen verblieben war, um moderne, anspruchsvolle Wohnungen zu bauen. Das Haus mit Erdgeschoß und 5 Stockwerken besteht aus zwei Sektionen über der Orvos Treppe und einer in der Gellérthegy utca. Innerhalb einer Sektion liegen die Wohnungen auf verschobenen Geschoßen, indem sie sich auf die Treppenabsätze im Zwischengeschoß hin öffnen. Das Gebäudeensemble kann von beiden Straßen her erreicht werden. Mit seinen einheitlichen 12-12 cm dicken Quermauern aus Eisenbeton und Monolit-Plattendach umfasst es Wohnungen mit schöner Aussicht und vorteilhafter Raumaufteilung. Als es unter Schutz gestellt wurde, betonte man seine vorteilhafte Gestaltung, die Rationalität des Grundrisses, sowie seine Bedeutung im Stadtbild. Im schmalen Vorgarten des Gebäudes zur Orvos Treppe hin, steht am Rande eines kleinen Beckens die Brunnenstatue des Frigyes Matzon (1909-86). Der bedeutende ungarische Bildhauer schenkte sein Lebenswerk der Stadt Várpalota, wo auch heute 130 seiner Werke in einer ständigen Ausstellung zu sehen sind. Zeitgemäße Prunktreppen, Haupttreppenhäuser Die sofortigen großen Eindruck erweckende, verzierte innere oder äußere Treppe wurde als Prunktreppe zur Zeit der Renaissance von bestimmender Bedeutung. Zuerst erscheint sie im prunkliebenden Italien, wird dann zum charakteristischen Element der spanischen Architektur. Während in der Gotik die an die Fassade geschmiegte, einarmige, äußere Treppe charakteristisch ist, bevorzugt die Architektur der Renaissance und des Barock die freistehenden, mehrarmigen Prunktreppen. 25