N. Kósa Judit - Szablyár Péter: Das unterirdische Pest - Unser Budapest (Budapest, 2002)
Körper um sich herum das bisher frei strömende Grundwasser aufstaut. Das Grundwasser wirkt hingegen mit einer solchen Auftriebskraft auf die Konstruktion, wie das Meerwasser auf ein schwimmendes Schiff. Deshalb werden vor dem Ausheben der Arbeitsgruben sogenannte Spaltwände aus Eisenbeton in die gewünschte Tiefe gesenkt, dazwischen das Gestein oder die Erde ausgehoben, dann am Boden der „Grube" eine 80—100 Zentimeter dicke Grundplatte angefertigt, welche die Lasten der Garage und des darüberstehenden Gebäudes tragen wird. Wenn nötig, werden die Spaltwände durch riesige Gesteinsschrauben an ihre Umgebung befestigt, dann folgt die Wasserisolierung der „Schachtel". Erst dann kann mit dem Bau der Konstruktion begonnen werden, die die Geschosse, die Ein- und Ausfahrten, die Treppenhäuser und die Luftschächte umfaßt. Wenn kein Gebäude über der Tiefgarage entsteht, wird das oberste Geschoß so isoliert, daß darüber Rasen, Bäume und Büsche gepflanzt werden können. Von der fertigen Tiefgarage sind an der Oberfläche nur die Ein- und Ausfahrten und einige Luftlöcher sichtbar. Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurde nach einigen abgewiesenen Tiefgarage-Bauplänen in Buda (Corvin tér, Lovas út), neben dem Südbahnhof (Kosciusko Tádé utca) eine Tiefgarage für 384 Autos übergeben. Im vorigen Jahrhundert begonnen und 2002 beendet werden in der Innenstadt in Pest zwei Tiefgaragen. Auf dem Platz vor der Sankt-Stephans-Basilika baut die Selbstverwaltung des 5. Bezirks eine fünfstöckige Tiefgarage, in welcher spezielle Maschinen die Kraftfahrzeuge in bestimmte Autoboxen plazieren werden. Anhand dieser Lösung können mehr Autos untergestellt werden und die Bedienung ist auch sicherer. Hier können 404 Autos in einem der verkehrsreichsten Viertel der Innenstadt parken. Unter dem Szabadság tér baut eine österreichische Firma eine viergeschossige Tiefgarage, in welcher 811 Autos Platz finden werden, mit traditioneller Verkehrsregelung. Und all dies ist bloß die Ouvertüre: neue Tiefgaragen werden in der Nähe der Großen Markthalle im Vámház körút (Bástya utca-Veres Pálné utca), am Hunyadi tér und in der Nagymező utca geplant. Zum 200. Jubiläum des renovierten Ungarischen Nationalmuseums ist auch unter der Statue von János Arany im Museumsgarten eine Tiefgarage geplant. Oft begleiten heftige Proteste die Vorbereitungsarbeiten zum Bau von Tiefgaragen, da oft Parks und Grünflächen „geopfert" werden. So z. B. beim Bau der Tiefgarage für die zukünftigen Gäste des zu einem Hotel umgebauten Gresham- Palastes am Roosevelt tér gegenüber der Kettenbrücke. Obwohl die Grünfläche kleiner geworden ist, erwartet das neubepflanzte Gebiet fast in seiner alten Pracht die Renovierung des dahinter sich erhebenden Palastes. 39