N. Kósa Judit - Szablyár Péter: Das unterirdische Pest - Unser Budapest (Budapest, 2002)

eines anderen Teils verwendet. 1997 stieß man unter dem Óhegy (Alter Berg)- Park in einer Tiefe von 15—20 Metern auf die Hohlräume eines einstigen Stein­bruchs von 1,2 Kilometer Länge und einer Grundfläche von 5500 Quadrat­metern. Diese hatte man während des Zweiten Weltkriegs noch als Luftschutz­keller verwendet, später wurden die Stiegen und Lüftungsschächte mit Bau­schutt gefüllt. Das Fehlen der Lüftung und das an mehreren Stellen einsickernde Wasser haben das großformatige Hohlraumsystem leider beschädigt. Die Ver­stärkung und Versetzung begann man an jenen Stellen, welche die Anlagen an der Erdoberfläche am meisten gefährden. Die Köbänyaer Selbstverwaltung weiß heute von der Existenz eines Keller­systems von 32 Kilometern Länge und 195 Tausend Quadratkilometern Grund­fläche. Teile davon gehören zu der Dreher-Brauereien-AG, die heute ihre Re­naissance erlebt, der Budapester Likörindustrie GmbH und zum Unternehmen Promontorvin; in einigen Kellerteilen befinden sich kleinere Pilzzüchter-Unter- nehmen, andere Teile dieses riesigen Labyrinthes möchte der Bezirk regelmäßig für Besucher öffnen. Ein technisches Kuriosum des unterirdischen Kőbánya sind die beiden Wasser­speicherbassins der Hauptstädtischen Wasserwerke AG von der Anlage in der Ihász utca. Ihre Geschichte reicht bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Die Choleraepidemie des Jahres 1866 erzwang die Gründung der ersten Pester provisorischen Wasserwerke am heutigen Kossut Lajos tér. Dessen Gegendruck- Wasserspeicher begann man im März 1869 in Kőbánya am Alten Berg (Ó-hegy, heute Ihász utca) zu bauen, und zwar unter Leitung des englischen Ingenieurs W. Lindley. 1869 war schließlich das erste, 1870 dann das zweite Becken fertig. Der Grundspiegel des Doppelbeckens war 33,88 Meter, die Überfließöffnung 41,88 Meter über dem Nullpunkt der Donau. Die Becken wurden aus Ziegeln gebaut, mit Verwendung hydraulischen Kalks und Zements als Bindemittel. Der innere Raum der durch Ziegelsäulen gegliederten und von schwungvollen Zie- gel-Gewölbebogen bedeckten Bassins erinnerte an eine Kathedrale, der Raum­inhalt der einzelnen Becken betrug je 10 800 Kubikmeter, ihre gemeinsame Speicherkapazität übertraf diejenige des Beckens unter dem Budaer Gellértberg von 10 800 Kubikmetern. 1903 wurden neben den Bassins ein Wasserturm in Stahlbetonkonstruktion und eine Pumpanlage errichtet, welche einer weiteren Entwicklung des Bezirks Kőbánya den Weg öffneten. So wurde auch der. ent­sprechende Druck für eine Wasserversorgung von Qualität für höher gelegene Wohnungen gesichert. 34

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