N. Kósa Judit - Szablyár Péter: Das unterirdische Pest - Unser Budapest (Budapest, 2002)

Auf der Seite gegenüber der Bühne, unter dem Haupteingang in der Andrássy út, vertieft sich das Kellersystem abermals. Der hier befindliche Luftschacht und die von da ausgehenden beiden Luftgänge entlang der Seitenmauern des Ge­bäudes waren das Herz des ursprünglichen Belüftungssystems des Opernhau­ses. Die von der Straße hereinströmende Luft wurde im Luftschacht mit zer­stäubtem Wasser angefeuchtet, wenn nötig auch durch Eis gekühlt. Von hier aus strömte sie in den leeren Raum unter dem Zuschauerraum - dieser mannshohe Raum spielte auch in der Akustik des Theaters eine Rolle -, von da durch die Fußbodenöffnungen hinauf in den Zuschauerraum, um dann durch die Saug­vorrichtungen in den Kronleuchtern in Richtung Dach weitergeleitet zu werden. Der gewölbte, gemauerte Tunnel der Luftgänge hat die Veränderungen der ver­gangenen Jahrzehnte in sozusagen unveränderter Form überstanden, auch heute noch fröstelt man in dem frischen Luftzug. Für die Bequemlichkeit der Zuschauer sorgen heute jedoch schon moderne Klimaanlagen, ihre Leitungen führen entlang der alten Belüftungsgänge. Vor der Rekonstruktion sorgten die eigenen Kessel des Gebäudes für Wärme. Das Kesselhaus befindet sich im Erdgeschoß über dem Luftschacht. Der Koks wurde durch die Öffnungen unter der Autoauffahrt in der Andrássy út ins Kel­lergeschoß geschüttet, von hier befördete ihn ein auf einem engen Gleise fahrender Förderwagen zu den vier riesigen Kesseln, deren Betrieb mit zwei an Marmortafeln angebrachten Messingarmen reguliert wurde. Heute gibt es auch anstelle der alten Maschinen eine moderne Heizzentrale, die vom Verwaltungs­haus in der Hajós utca heißes Wasser erhält. Aus Sicherheitsgründen wurde bei der Renovierung beschlossen, den neuen Kessel nicht im Gebäude des Opern­hauses unterzubringen. Die Leitungen führen durch jenen Gang, der unter der Hajós utca das Verwaltungshaus, welches auch die Probesäle beherbergt, mit der Oper verbindet. Der unterirdische Gang wurde noch 1979/1980 ausgebaut, und zwar so, wie unsere Vorfahren die kleine Untergrundbahn bauten: er wurde ausgegraben, dann bedeckt und darüber die Straßenpflasterung wieder in Ordnung gebracht. Die Keller des Opernhauses gehen kaum tiefer als des Straßenniveau, aus einem Teil kann man sogar durch die Fenster hinaus auf die Straße blicken. Hier befinden sich die Werkstätten und die Lagerräume. Bei der Renovierung wurden die ursprünglich gewölbten Räume mit einer größeren Innenhöhe je nach Be­darf durch Geschoßdecken geteilt. So entstand auch das große Instrumenten­depot unter dem Zuschauerraum; der erfindungsreichen Lösung ist es zu verdanken, daß der Orchestergraben ganz bis zum Depot hinabgelassen werden kann und so der Transport der Instrumente sehr einfach ist. 23

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