Szegő Dóra - Szegő György: Synagogen - Unser Budapest (Budapest, 2004)

Halleninnere bot ein ähnliches Raumerlebnis wie die Prager Altneuschul und die hundert Jahre ältere, heute leider nicht mehr vorhandene Regensburger Syna­goge. Daran schloß sich, mit nur schmalen Öffnungen verbunden, der Betsaal der Frauen - die Öffnungen ermöglichten bloß ein Hören der Gebete. Sándor Scheiber entzifferte die Aufschrift am Mittelpfeiler: „1541 feiern wir das 80 jährige Bestehen der Synagoge". Die Reste der Budaer Großen Synagoge sind ein weltbekannter archeologi- scher Fund: Sie war eine der bedeutendsten Synagogen des damaligen Europa. Trotzdem liegt sie heute in einem Betonsarkophag unter dem einstigen Garten des als Zichy-Palast bekannten Gebäudes in der Táncsics Mihály utca 23 in einer Tiefe von vier Metern. (Der Ort ist von hinten, durch die an der Burgmauer entlangführende Babits Promenade erreichbar.) Die eine Hälfte des Gebäudes im Hof schloß sich an die Burgmauer an. Der steinbelegte Fußboden lag einige Stufen höher als der Hof. Die drei Mittelpfeiler des Raumes teilten das Schiff in je vier Teile. Die mit den Mittel- und Seitenmauern verbauten Halbpfeiler trugen gotische Kreuzgewölbe. Die achteckigen Pfeiler standen auf hohen, viereckigen Sockeln. An die von allen Seiten kannelierten Pfeiler schlossen sich die ver­bindenden und die Gewölbe tragenden Rippen ohne Kapitell an. Die Höhe des Gewölbes betrug fast 9 Meter. An der nördlichen Längswand fand man die Reste eines roten Steingesimses, daran Eisenzapfen zum Tragen von Lampen. Die Erbauer der Budaer Großen Synagoge hatten also ausländische Vorbilder. Wie die Prager Altneuschul und die mittlalterliche Krakkauer Altschul vermied sie, trotz Befolgen der gotischen Bauprinzipien der Zeit, bestimmte charakte­ristische architektonische Topoi der christlichen Kathedralen wie z. B. die drei Schiffe, weche die Dreifaltigkeit symbolisieren oder das auf das Kreuz hindeu­tende Querschiff. Im inneren Raum standen bewegbare Betstühle für eine Per­son mit Stützen zum Halten der Gebetbücher. Der Thoraschrein befand sich vor der Südmauer, das Pult zum Thoralesen, das Bimah, in der Mittelachse des zwei­ten Gewölbefeldes, an einem auch vom Frauensaal aus zu sehenden Ort. Ein weiterer, nur aus Mauerspuren und Grundsteinen bestehender Fund, wel­cher im Judenviertel in der Táncsics Mihály utca aufgedeckt wurde, sind die Reste einer, die Straße überspannenden Fußgängerbrücke. Die Forscher sind der Mei­nung, daß die Brücke auch den Eingang des Judenviertels anzeigen könnte. Den gefundenen Stücken der Brückenpfeiler nach scheint die Brücke vom gegen­überliegenden Mendel-Gebäude in die Große Synagoge geführt zu haben. Die Geschichtsschreibung berichtet über den jüdischen Schatzmeister Emme­rich Fortunatus (Szerencsés), der König Ludwig II. Kriegsanleihen gewärte. Der reiche spanische jüdische junge Mann ließ sich in Buda nieder, ließ sich um 1490

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