Boros Géza: Statuenpark - Unser Budapest (Budapest, 2002)
12 . Sowjetisches Heldendenkmal (Barna Megyeri, 1948) Das älteste Exponat des Statuenparks stammt aus dem Bezirk Rákosliget von der Kasztéi András út (heute Liget sor). Der sowjetische Soldat mit einer Maschinenpistole, die erhobene Hand zur Faust geballt, zeigt den Einfluß der zeitgenössischen Arbeiterplakate. Den oberen Teil des grabmalartigen Baus aus Kunststein zierte ursprünglich ein fünfzackiger Stern, ebenfalls aus Kunststein, den Unbekannte mehrmals abbrachen. Zuerst 1956, dann 1968 (beide Male ersetzt), schließlich 1990, als das Denkmal umgestürzt wurde. Auf dem Denkmal ist eine Inschrift in ungarischer und russischer Sprache zu lesen: Umeren iowjetidchen Befreiern zum Dank für die Freiheit. Noch lange, nachdem man das Kunstobjekt in den Statuenpark gebracht hatte, war darauf eine gekritzelte Aufschrift zu sehen: Runen ram! Ein groteskes, eigenartiges Element des Nachlebens dieses Werkes bildet das rostige Wasser, welches von den Nägeln an der Wand direkt auf einen kritischen Punkt der Hose des sowjetischen Soldaten tropft und diese verfärbt. Die endlose Promenade der Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung Auf der zweiten Promenade sehen wir eine Auswahl von Darstellungen der Großen des Parteistaates für öffentliche Plätze. Maße und Ort der Porträts paßten sich gewöhnlich der „Größe" des Dargestellten an. Das historische Werturteil war von der aktuellen politischen Bedeutung der jeweiligen Persönlichkeit abhängig: eine überlebensgroße Statue in der Innenstadt zu haben bedeutete was ganz anderes als nur eine Büste oder eine Gedenktafel an einem weniger frequentierten Ort zu erhalten. Die Beurteilung der Dargestellten zeigt sich auch bei der Entfernung der Skulpturen differenziert. Der Kult um Lenin und die Kommunistenführer auf öffentlichen Plätzen löste eindeutig sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei den Politikern Antipathie aus; die Mementos der kommunistischen Märtyrer des antifaschistischen Kampfes hingegen bildeten eine Art Grenzfall zwischen Ablehnung und Annahme (Geduldetsein). 1^. Lenin-Gedenktafel (Ivan Szabó, 1970) Während der Jahrzehnte des Sozialismus gab es kaum einen Ort im Land, wo nicht irgendeine Institution oder Straße bzw. Platz nach Lenin benannt waren. Eine der wichtigsten Straßen Budapests, der Nagykörút (Große Ring), wurde 1950 auf seinem Abschnitt zwischen Elisabethstadt und Theresienstadt in Lenin körút umbenannt (1990 erhielt dieser Teil seinen ursprünglichen Namen zurück: Erzsébet bzw. Teréz körút). Das Porträtrelief wurde zum 100. Jubiläum von Lenins Geburts28