Szatmári Gizella: Zeichen der Erinnerung - Unser Budapest (Budapest, 2005)

erfeier nahm die Hauptstadt mit einer Abordnung von 25 Personen teil. Der Bürgermeister der Stadt Torino, ein gewisser Signor Voli, bot dem hochver­ehrten „General Kossuth", wie die Torinoer ihn nannten, ein Ehrengrab im Pantheon der bedeutendsten Persönlichkeiten der Provinz Piemont an. Die Trauerrede hielt der bekannte italienische Schriftsteller De Amicis (bei uns durch seinen Kinderroman II cuore bekannt). Der Zug mit Kossuths sterbli­cher Asche durchquerte Österreich bei Nacht, wo „bajonettbewaffnete Gen­darmen die Bahnhofsgebäude bewachten”. Zu Hause wurde er in der runden Vorhalle des Nationalmuseums aufge­bahrt, die Treppen waren mit Blumenkränzen bedeckt. Der Straßennamen­änderung wegen hatte man die Tafeln schon am 30. März, einen Tag vor dem Begräbnis umgetauscht. Die Börse blieb geschlossen, die Schiffe auf der Donau flaggten auf Halbmast. Franz Joseph hatte zwar verboten, daß Staatsbeamte, Soldaten und Studenten am Begräbnis teilnähmen, das Volk der Hauptstadt, ein riesiger Trauerzug begleitete jedoch den Sarg. Kossuth war Ehrenbürger der Hauptstadt: Das Abgeordnetenhaus verabschiedete den Beschluß, in der Hauptstadt seine Gedenkstatue, sowie ein Grabdenkmal — auf Landeskosten — aufzustellen. Da sich jedoch lebhafte Debatten über ein Festhalten seiner Verdienste in Gesetzesform entfalteten, zog der Parlamentsabgeordnete Géza Polonyi seinen diesbezüglichen Vorschlag zurück, weil er die Debatte eines Kossuth unwürdig hielt. Die Gedenktafel steht am Haus Nr. 2 in der Kossuth Lajos utca, am Eck­pfeiler neben dem Metroeingang. Die Märchen des Großvater Elek Elek Benedek, der sich diesen Titel von den Lesern seiner netten Kinder­zeitung Cimbora verdient hatte, war zwischen 1887 und 92 Abgeordneter der Regierungspartei. Er beschäftigte sich mit Journalismus, das Budapester bür­gerliche Leben inspierierte seine „Genrebilder". Später erschienen in seinen Schriften immer öfter sein Geburtsdorf, seine Familie, seine Kinder, so z. B. auch in der mit Lajos Pösa gemeinsam zwischen 1890—91 herausgegebenen Publikation Meine Zeitung. Sein Buch Testament und sechs Briefe erschien zuerst 1894 in Fortsetzun­gen in der Zeitung Magyar Hírlap. Sein Sohn, der Literaturhistoriker Marcell 58

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