Szatmári Gizella: Zeichen der Erinnerung - Unser Budapest (Budapest, 2005)

Thalias ungarischer Tempel 1686 wurde, bei der Rückeroberung der Burg Buda von den Türken die Bascha- Moschee, d. h. die mittelalterliche Sankt Johannis Kirche zerstört. 1725 be­gannen Karmeliten sie wieder aufzubauen, über dem Eingang des einstigen Klostergebäudes ist auch heute noch die Aufschrift „Karmelitenhof” zu lesen. 1736 wurde die Kirche geweiht. Kaum war jedoch ein halbes Jahrhundert ver­gangen, da löste Joseph II., der aufgeklärte „König mit dem Hut" den Orden auf (1784). Da er gleichzeitig eine ganze Reihe von Beamten aus Wien nach Budapest versetzte und auch für deren Zerstreuung gesorgt werden mußte, verordnete er die Umwandlung der Kirche in ein Theater. Aus dem Refekto­rium des Klosters wurde ein Casino. Mit dem Bau des Theaters wurden der durch seinen Schachautomaten bekannte Polihistor Farkas Kempelen und der Baumeister Kristóf Hikisch betraut. Sie erfüllten ihre Aufgabe in verhältnis­mäßig kurzer Zeit: die Zellen des Klosters wurden zu Umkleideräumen, aus der Krypta wurde die Versenkung (nachdem die Toten in den nahegelegenen Friedhof umgebettet wurden), die Bühne kam an den Ort des Altars. Miklós Horler nach soll die Orgel in die Sankt Anna Kirche in der Wasserstadt gebracht worden sein, aus den Glocken wurden Kanonen gegossen. Am 17. Oktober 1787 wurde das Theater mit der Premiere eines Theaterstückes in deutscher Sprache eröffnet. Das Ensemble des László Kelemen, die erste Ungarische Nationale Schau­spielgesellschaft, inszenierte am 25. Oktober 1790 die erste Vorführung in ungarischer Sprache. Es wurde das Stück Igazházi, ein frommer guter Pfarrer von Kristóf Simái aufgeführt. Simái, der zum Kreis von Batsányi und Kazinczy gehörte, hielt sich für einen geübten Theaterautoren: sein bekanntestes „lusti­ges und unterhaltsames" Stück „Hammittel" hatten profesionelle Theatergrup­pen schon siebenundzwanzigmal inszeniert. Nach dem Igazházi wurden Stücke von Kotzebue und Schikaneder in Szene gesetzt; das erste ungarische Singspiel, dann Romeo und Juiia — die erste ungarische Shakespeare-Aufführung —, des Weiteren ein Stück von Voltaire, zogen ebenfalls ein breites Publikum an. Kazinczy wollte Hamlet in ungarischer Übersetzung aufführen, dazu kam es dann aber doch nicht. László Kelemen, der dem Theaterverein Vorstand, spiel­te kleinere Charakterrollen, die weiblichen Mitglieder seiner Familie traten ebenfalls auf. Kelemen diente später auch mit Übersetzungen von Theater­21

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