Szatmári Gizella: Zeichen der Erinnerung - Unser Budapest (Budapest, 2005)
Er schrieb auch eine Rahmenerzählung: Eine reiche Gutsbesitzergesellschaft erzählt acht Nächte hindurch ihre Abenteuer, Dieser Dekameron-artige Novellenstrauß (Winternä'chie oder die Langeweile der winterlichen Abende vertreibenden GedchichtenXsind nur nach seinem Tode erschienen, 1787 gab Miklós Révai sie zusammen mit seinem „dichterischen Nachlass" heraus. Viele wissen.nicht, daß Faludi auch, den text des Liedes CKriiten weinet geschrieben hat, welches zú Beginn der Fastenzeit gesungen wird. Vergessen wir auch den bewußten und sorgfältigen Pfleger der ungarischen Sprache nicht, den Magyarisierer und Spracherneurer! Er sammelte Sprichwörter, „schöne passende Beiwörter", „schöne Erklärungen", „schmucke Sprüche". Von ihm stammen die Wörter „ellenfél” (Widersacher) oder „nyelvbotläs” (Sprachschnitzer). Das Wort Satire übersetzte er als „mardozó beszéd" (beißende Rede). Balázs Vargha nennt ihn einen „literaturhistorischen Dichter", er hat jedoch auch Miklós Révai, Verseghy und Csokonai beeinflußt. Heute wissen wir kaum noch etwas von ihm, obwohl — um mit den Worten Révais zu sprechen — „seiner sich schön und vornehm ausdrückenden Feder wegen, man ihn einst einstimmig den ungarischen Cicero nannte". Die die Mauer durchbrechende Nonne Das nach Plänen von Miklós Melocco 1977 auf romantische Art in die Mauer plazierte - oder eher aus der Mauer herausbrechende - kleine Denkmal am Ende der Országház utca (früher Sütő utca, von 1790 an Landhaus Gasse) im 1. Bezirk oben auf der Budaer Burg zeigt eine kleine, engelartig schwebende Gestalt mit weißem Schleier, welche auf dem zum Kapisztrán tér hin blickenden Gebäude an die Bewohner des einstigen Nonnenklosters erinnert. 1719 verkündete das Wiener Diarium, daß auf Anordnung der Kaiserin Eleonora Maria Theresia - der Witwe Kaiser Leopold I. - die vor den Türken geflüchteten und nun zurückgekehrten Klarissinnen, die „Armen Damen", ihr Budaer Haus an der Ecke Kapisztrán tér wieder bezogen hätten. Dieses war ein kleiner gotischer Palast, der sich schon vor der türkischen Besetzung in ihrem Besitz befand. (Ein Kloster besaßen sie auch am Donauufer in Óbuda, welches noch die Mutter König Ludwigs des Großen gegründet hatte. Sie befaßten sich mit der Heilkunde und es gab unter ihnen Dichterinnen, Übersetzerinnen, ja sogar Malerinnen.) 18