Ferkai András: Wohnsiedlungen - Unser Budapest (Budapest, 2005)

von robusten Gittereisenbetonbalken (sog. Vierendel-Trägern) überbrückt. Eine sichtbare Eisenbetonkonstruktion von solchen Maßen ist zu jener Zeit in der Architektur öffentlicher Gebäude in Ungarn meines Wissens nach nirgendwo anders zu finden. (Die Eisenbetondecke des großen Saales der Musikakademie, welche von ähnlichem Ausmaß ist, wird von inneren Verkleidungen und Deko­rationen bedeckt.) Die Mävag-Wohnsiedlung ist außerdem ein besonderes Beispiel der sozialen Fürsorge. Sie bot ihren Bewohnern vielerlei Dienstleistungen: es gab einen Kindergarten mit 60 Plätzen, eine Wäscherei, eine Eisfabrik, welche die Eisschrän­ke der Wohnungen mit Eisblöcken versorgte. Im Souterrain des Zentralgebäudes gab es ein Wannen- und Dampfbad (als Ersatz für die in den Wohnungen fehlen­den Badezimmer), zum Gasthof im Erdgeschoß gehörte außerdem eine Kegel­bahn. Im Mezzanin befand sich ein Kasino für die Beamten, im großen Saal mit iooo Plätzen wurden Theater- und Kinoaufführungen sowie Festlichkeiten veran­staltet. Der Musikautomat auf der Empore unterhielt die von auswärts kommen­den Arbeiter, während sie ihr Frühstück vor Beginn der Schicht verzehrten. Im Gebäude gab es einen Selbstbildungskreis für Arbeiter mit einer Bibliothek von 14 Tausend Bänden; Klubs, Vortrags- und Kurssäle unterstützten ihre Fortbildung. Die Frauen arbeiteten in der Webereiwerkstatt. Die Arztpraxis war mit einem damals noch als Rarität geltenden Röntgenapparat und einer Quarzlampe aus­gestattet. Die Wohnsiedlung verfügte über ihren eigenen Wasserturm. Die Heizung und Warmwasserversorgung des Gemeinschaftshauses sicherte ein eigenes ■ Die Mávag Arbeiterwohnsiediung von der Vajda Péter utca her gesehen 8

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