Ferkai András: Wohnsiedlungen - Unser Budapest (Budapest, 2005)
Bewurfs, sowie durch die für Medgyaszay so charakteristischen Eisenbeton- Brüstungen bzw. die folkloristischen Sgraffitos von Ferenc Marton. Tatsache ist, daß man sich heute diesen Ort schwer ohne die Medgyaszay-Gebäude vorstellen könnte. Sie gehören organisch dazu und haben die Proben der Zeit erstaunlich gut bestanden. Wir wissen wohl kaum, in welchem Zustand sich heute das Fischer- Gebäude befinden würde, wenn es verwirklicht worden wäre — sicher ist jedoch, daß sein Bau billiger gewesen wäre. Es wollte auch billiger scheinen, da die Ende der zwanziger Jahre hochkommende moderne Auffassung alles dem Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit unterordnete. Die Wohnugsnot velangte nach massenhaftem Wohnungsbau, die Behörden betrachteten dieses jedoch auch weiterhin nicht als ihre Aufgabe. Deshalb gab es in Ungarn weder das dem holländischen und deutschen siedlungsartigen Wohnungsbau, noch dem Wiener sozialen Wohnungsbau Entsprechende. Der Mustersiedlung aus der Napraforgó utca (1931) — welche die Privataktion eines Bauunternehmers war (siehe: Eszter Gábor: Budape&ter Vilién) - folgten keine ähnlichen Familien- häuser-Siedlungen mehr. Die modernen Architekten konnten nur auf dem Papier von zeitgemäßen Kleinwohnungen träumen. Ein trauriges Paradoxon war, daß die den sozialen Fragen gegenüber offenen jungen Architekten - Farkas Molnár, József Fischer, György Masirevich jr., Virgil Bierbauer (Borbíró) und viele andere - gezwungen waren, da sie nicht an solche Aufträge gelangen konnten, Villen und Spekulations-Mietshäuser zu bauen. Die städtischen Häuser und Siedlungen planten nicht sie, sondern konservativere Architekten: bürgerlichen Ansprüchen gemäß oder nach dem Schema der Zimmer-Küche-Wohnungen für die unteren Bevölkerungsschichten. Die finanzielle Deckung des hauptstädtischen Wohnungsbau-Programms hatte sich bis 1929 erschöpft, die Weltwirtschaftskrise machte den Start eines neuen Programms für lange Zeit unmöglich. Trotz der ungünstigen Bedingungen konnten zwischen 1925-29 fast soviele städtische Wohnungen gebaut werden (5032) wie zur Zeit der Aktion von István Bárczy zwischen 1909-12 (6120). Wohnsiedlung am Stadtrand „In Richtung der Wohnsiedlung am Stadtrand hin fährt die Straßenbahn Nr. 28 durch die ödesten und traurigsten Gegenden von Budapest. Wer sich also aufmacht, die Wohnsiedlung am Stadtrand anzusehen, kann jetzt auf einmal, konzentriert und direkt, durch eigenes Erleben, jene Kraft spüren und durchleben, welche diese Wohnsiedlung und tausende ihrer Gefährten am Rande der Städte Europas ins Leben gerufen hat. [...] Hinter dem Rdkos- keresztúrer Friedhof, taucht nach einer halben Stunde Spaziergang, neben Roggen- und Weizenfeldern, unter Maulbeerbäumen die Budapester Stadtrand-Siedlung auf, farbig und freundlich, die Umgebung nicht verdeckend