Faurest, Kristin: Zehn Budapester Plätze - Unser Budapest (Budapest, 2010)
Eines der barocken Monumente in der Gegend ist die St. Augustin Kirche am Margit körút, im Mittelalter standen an diesem Ort die Kirche und das Kloster des Augustinerordens, der Anfang der 1700er Jahre eine neue Kirche errichtete. Das heutige Gebäude, welches 1770 geweiht wurde, hat Máté Nepauer gebaut. (Der Baumeister - damals 19 Jahre alt — wurde angeblick deshalb zum Meister der Budaer Baumeisterzunft, da er die 34 Jahre alte Witwe — und Mutter von 10 Kindern - des Erbauers der Barockkirche am Batthyány tér heiratete. Das war zu jener Zeit nicht ungewöhnlich, der Nachfolger des Meisters übernahm oft nicht nur seine Arbeit.) Ein Teil des Altarbildes stammte aus der Werkstatt des österreichischen Malers Franz Anton Maulbertsch. 1785 löste Joseph II. den Orden auf, danach gelangte das Gebäude in den Besitz der Franziskaner. Im krassesten Gegensatz zur Barockkirche steht das Átrium Kino auf der anderen Seite des Margit körút, nur einige Schritte vom Park entfernt. Es wurde in den Jahren 1935-36 direkt als Kino gebaut, als die Straße ringsherum meist noch von ebenerdigen Gebäuden dominiert war. Geplant wurde es von Lajos Kozma, einem der bedeutenden Architekten des frühen 20. Jahrhunderts, bekannt für seine graphischen Arbeiten, Möbel u. a. Es war eines der etwa 40 Gebäude, die er in der unglaublich fruchtbaren Periode zwischen 1930-40 entworfen hatte. Obwohl das Kino sogar in seinem gegenwärtigen Zustand noch beeindruckend wirkt, ist es schon viele Jahre geschlossen und hat zahlreiche seiner Architektur-Details verloren. Das ganze Gebäude wurde von einer schwarzen, weißen, grauen, roten Ando- Kette dominiert. Die sichtbarsten Materialien waren Stahl, Glas, Marmor, Glasmosaik, Kunststein, Keramik, Furnier, Chrom und weiße Stuckatur. Den Foyer schmückten schwarze und weiße Marmormosaiken, schwarze und weiße Säulen sowie weiße und goldene Glasmosaiken oder weiße Ando-Ketten Glaskacheln. Geschweifte Art Deco Lichtkörper gehörten ebenfalls zur originalen Ausstattung. Nach dem Krieg wurde es als 1. Mai Kino wiedereröffnet, dann 1990 unbenannt und renoviert. Bis 2002 funktionierte es unter seinem ursprünglichen Namen, wurde dann, wie auch andre Kinos der Gegend, aus ökonomischen Gründen geschlossen. Vor Ankunft der Multiplex-Kinos gab es in Budapest an fast jeder Straßenbahnhaltestelle der Ringstraße ein Kino. In den letzten Jahrzehnten wurden viele geschlossen; ihr einfacheres Programm, die recht unbequeme Sitze und die kleine Kinoleinwand konnten nicht mehr mithalten. Einige der Besten blieben erhal-