Holló Szilvia Andrea: Budapester Stadtwerke - Unser Budapest (Budapest, 2010)

meren Glühbirnen mit Wolframfäden herstellte. Die wohlhabenderen Verbraucher bevorzugten, wenn es Alternativen gab, eher die praktischere Elektrizität statt der Gas­beleuchtung. Dieses betraf nur ein Sechstel der Budapester Wohnungen, die immer höheren, mehrstöckigen Mietshäuser verwendeten jedoch auch zum Betreiben der Fahrstühle Elektrizität. „Die Wechselstrommotoren waren anfangs nicht zum direk­ten Antrieb der Aufzüge geeignet; dies gilt nicht mehr, da Herr Miksa Déri einen neuen Wechselstrommotor erf unden hat, der mit dem höchsten Preis, dem Grand Prix, auf der Weltausstellung im Jahr igoo ausgezeichnet wurde." Die Zeit war nun gekommen, dass auch auf den Budapester Straßen die elektrische öffentliche Beleuchtung ihren gebührenden Platz einnehme. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts schon 55 Städte in Ungarn ein elektrisches Straßenbeleuchtungs­netz ausgebaut hatten, beleuchtete man in der einzigen Großstadt europäischen Maß­stabs die Straßen noch immer mit Leuchtgas. Die um ihr Gasmonopol fürchtende Leuchtgasgesellschaft bat durch die von ihr gegründeten BAE AG den Kommunalrat um Erlaubnis, auf einem Teil der Rákóczi út auf eigene Kosten eine Probebeleuch­tung zu installieren. Man bewilligte ihr am Abschnitt zwischen dem Muzeum körút und dem Nationaltheater (heute Blaha Lujza tér) mit verschiedenen Schaltkombina­tionen und Lampensystemen zu experimentieren, die Lichtwirkungen, das Betreiben, die Handhabung auszuprobieren, und die Kosten dessen auszurechnen. Es wurden insgesamt 38 verzierte Kandelaber mit Bogenlampen an vorher bestimmten Punkten aufgestellt, Form und Maße nach bewilligten Plänen. Sogar dass Körbe für Blumen dran sein mussten, wurde vorgeschrieben. So erschien schließlich am 8. April 1909 die Elektrizität im hauptstädtischen öffentlichen Raum. Die Erlaubnis galt bis Ende Dezem­ber 1910, dann lief nämlich der Vertrag für die Gasdienstleistung aus. Während dieser Zeit musste die Rákóczi út täglich vom Eintreten der Dämmerung bis 11 Uhr nachts be­leuchtet werden, des frühen Lampenlöschens wegen beklagte man sich jedoch, dass die Dienstleistung sich nicht dem Großstadtleben anpasse. Die moderne, ästhetische elektrische Straßenbeleuchtung hatte schließlich solchen Erfolg, dass die Lampen­reihe in der Andrássy út, dem Großen Ring und im Stadtwäldchen fortgesetzt wurde. Die Ungarische Elektrizität AG sah dieses Ausbreiten des Konkurrenten im öffent­lichen Raum nicht mit guten Augen, deshalb meldeten sie sich für einen anderen experimentellen Abschnitt: Auf gusseisernen Kandelabern sollten in neun Meter Höhe in Reihen gebundene Bogenlampen von 37 Volt plaziert werden. Diese wurden mit der Hand geschaltet, jeder sechste Kandelaber enthielt eine Schalttafel, je eine Lampengruppe beleuchtete die Umgebung acht mal so intensiv als das Licht bei Voll-

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