Holló Szilvia Andrea: Budapester Stadtwerke - Unser Budapest (Budapest, 2010)

Die Nachricht von der Erfindung erreichte alsbald auch das mit Öllampen be­leuchtete Pest. Es heißt, dass Ungarn die Erneuerung Graf István Széchenyi ver­danke, der 1815 in England ein Modell des Gaserzeugungs-Apparates um nicht wenig Geld gekauft hatte, auf abenteuerliche Weise mitbrachte und in seinem Schloss in Nagycenk in Betrieb setzte. Das erste ernste Ergebnis mit Leuchtgas hatte - nach einigen einsamen Versuchen - der Museumkustos Lajos Tehel, der sich in der un­garischen Steinkohlenforschung gut auskannte und an der Wand der, eine wissen­schaftliche Sammlung beherbergenden, Batthyány Villa im Juni 1816 die erste Gas­lampe entzündete. (Das Gebäude stand einst am Ort des heutigen Nationalmuseums.) „Cine große Anzahl von Leuten bestaunte diese erste und gutgelungene Erschei­nung in unserem Lande"-berichteten Augenzeugen. Ein Jahrzehnt später beleuchtete man das Haus des Bankiers Frigyes Kappel in der Bálvány (heute Oktober 6.) utca mit Gaslampen, und auch auf der Straße stell­te man eine Laterne auf— wenngleich das Gas aus Rapsöl und nicht aus Steinkohle gewonnen wurde. Mehrere Pester Großhändler folgten dem Beispiel Kappels, nach einem Jahrzehnt wurde sogar im Nationaltheater ein eigner Gaserzeuger eingerich­tet. Von dort bezog auch das bekannte innerstädtische Kaffeehaus Pilvax das Leucht­gas. Die Gasbeleuchtung strahlte aber nicht nur Licht aus, sondern auch Geruch. Mór Jókai verzieh ihr dies jedoch: „Dieses Gas hatte einen etwas muffligen Geruch nach Sauerkraut, der Nationalstolz gebot es jedoch, diesen Geruch zu ertragen." Das Theater erstrahlte am 9. März 1838 in hellem Glanz, die Beleuchtung über­wachte 15 Jahre lang der Schauspieler István Balogh. Von diesem Erfolg angespornt suchte die Stadt von 1839 an mit einer öffentlichen Ausschreibung jenen Unternehmer, der die Straßenbeleuchtung billig und gut betrei­ben und zu diesem Zweck die ersten Pester Gaswerke bauen würde. Bisher gab es nur einzelne Gaserzeuger, die höchstens ihren Überschuss verkauften. András Fáy, der Gründer des Geldinstituts, begrüßte dieses Bemühen der Stadtväter: „Pest schreitet mit Riesenschritten voran, nähert sich Wien mit jedem Jahr." 1846 schloss der Magistrat der Stadt mit der Breslauer Gasgesellschaft einen Vertrag, in den stürmi­schen Zeiten des Freiheitskrieges beschäftigte jedoch niemanden die Frage des Baus eines Gaswerks und so wurde der gültige Vertrag erst nach Ende der Kriegereignisse wieder aktuell. Weil man sich über den Ort der Werke nicht einigen konnte, gab es eine neue Ausschreibung. Es fehlte nicht an Interessenten, da die geschäftlichen Erfolge der Gaserzeugung im Ausland die Phantasie vieler Unternehmer und Ge­schäftsleute bewegten. „Das tägliche Gespräch dreht sich wieder um die Leuchtgas­10

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