Prakfalvi Endre: Römisch-katholische Pfarrkirchen in Budapest - Unser Budapest (Budapest, 2003)
Der Neffe von Ödön Lechner, Jenő Lechner (Kismarty) faßt in seinem 1919 geschriebenen Nachruf die Baukunst Kausers zusammen:....von seinen Gefährten unterschied er sich nicht sosehr durch die Originalität der Erfindung sondern eher durch sein richtiges Gefühl für die Formen und deren gewählte, kraftvolle Interpretation innerhalb der eklektischen Bauweise seiner Epoche. Er kümmerte sich nicht um Bekanntwerden, brachte diesbezüglich seiner Überzeugung in dieser stürmischen Ära der Sezession keine unnatürlichen Opfer, folgte den in seiner Seele lebenden Idealen, und diente seinem gut erlernten und mit seiner Künstlerseele erlebten Beruf mit großem Wissen und großer Liebe." Am Giebel des Haupteingangs steht die Statue des Erzengels Michael, des Beschützers der Kirchen. Auf den gemeißelten Strebesteinen des Sturzsteins des Doppelportals, welches sich aus der Vorhalle öffnet, befinden sich die Symbole der Evangelisten in der Reihenfolge der Evangelien: Engel für Matthäus, Löwe für Markus, Ochse für Lukas und Adler für Johannes. Das Stukkorelief im Bogen über dem Tor ist eine Arbeit von Ignác Langer: zwei Engel huldigen vor dem auf einem Altar platzierten Herzen (davor das Lamm, welches die Sünden der Welt auf sich nimmt). Diese Komposition ist ein Hinweis auf das Altarsakrament. Es trägt die Aufschrift: SaNCTIFICAVI DONUM HANC QUAM AEDIFICA(vi)sT1S ET ERIT COR MEUM IBI CUNCTIS DiEBUS (Ich habe dieses Haus geheiligt, welches gebaut wurde, und hier wird mein Herz jeden Tag sein). Die Aufschrift führt zu dem ungarischen Text im Sanktuarium des Triumphbogens: Tanuljatok tőlem, mert szelíd vagyok és alázatos szívű (s megtaláljátok lelketek nyugalmát). (Stellt euch unter meine Leitung und lernt bei mir; dann findet euer Leben Erfüllung, Mt 11,29). (József Kauser ist auch der Erbauer der Hauptpfarrkirche Maria Himmelskönigin am Szent István tér in Újpest.) Die Pfarrkirche Heiliger König Ladislaus, 1897 X. Bezirk, Szent László tér „Seid gegrüßt gnädiger heiliger König Ladiilam, iüßer Schutz Unganu." (Unbekannter Verfasser über den heiligen Ladislaus, nach 1458. Peer-Kodex, Anfang 16. Jahrhundert) Die Baugeschichte der Kirche hatte 1892 begonnen. Den ersten, byzantinisch beeinflußten Plan mit dem Grundriß eines griechischen Kreuzes, den Ödön Lechner (1848-1914) vorlegte, fand man „ungewöhnlich", für eine katholische Kirche unpassend. Er zeigte einen Raum, der aus einer zentralen und vier Halbkuppeln gebildet wurde, den Lechner auf eine damals in Europa als bahnbrachend geltende >4