Tóth Vilmos: Grabmalkunst - Unser Budapest (Budapest, 2006)
von marginaler Bedeutung. Das emblematische Kunstwerk unserer Zeit ist die zusammengeknüllte Papiertüte. So gesehen kann die Grabmalkunst wirklich nur eine Zielscheibe für spottlustige Ästheten sein. Der Großteil der Grabmäler ist vor allem nicht als Kunstwerk bedeutend, sondern als historisches Dokument, als Abdruck der visuellen Kultur ihrer Zeit. Gerade deshalb ist der Themenkreis der Bestattungskultur - ähnlich der Denkmäler — nicht nur für die Kunstgeschichte, sondern auch für die Geschichtswissenschaft wichtig. Ein Grabmal kann seines Dokumentarwertes wegen auch dann von Bedeutung sein, wenn es das als Kunstwerk nicht ist. Die Gattung kann auch schon deshalb nicht ausschließlich mit künstlerischen und ästhetischen Kategorien bewertet werden, da oft der Einfluß der Besteller, der Repräsentationszwang, außerdem die familiären und freundschaftlichen Verbindungen entscheiden, wer der Künstler und Hersteller sein sollen. Diese kurze Übersicht kann keine allumfassende Vorstellung der Buda- pester Denkmäler klassischer ungarischer Bestattungskultur sein-, sie konzentriert sich auf vom architektonischen, bildhauerischen und kulturgeschichtlichen Standpunkt aus bedeutende Grabmäler, welche entsprechend des Zustandes der heutigen hauptstädtischen Friedhöfe ohne Ausnahme aus dem 19—20. Jahrhundert stammen. Natürlich können wir auch aus dieser Zeitspanne nicht jedes wichtige Kunstwerk erwähnen, es folgt bloß eine Auswahl aus vielen Tausenden in Frage kommenden Werken. Von den aus früheren Jahrhunderten erhalten gebliebenen Grabdenkmälern, welche sich zum Großteil in Museen befinden, wird überhaupt nicht die Rede sein, die Grabmäler in Kirchen des 19—20. Jahrhunderts hingegen werden nur kurz erwähnt. Von den Symbolen und Wappen, welche im weiteren Sinne zur Grabmalkunst (fune- ralen Kunst) gezählt werden können, sowie den Gedenk-Texten, Grabversen und Grabinschriften wird ebenfalls nicht die Rede sein. Der Gegebenheiten des Umfangs wegen konnten wir auch keine detaillierte ikonographische Analyse der Werke unternehmen. Und das Wichtigste: Diese Darlegung handelt von den Grabdenkmälern und ihren Herstellern, nicht von der Identität, dem Beruf oder der Laufbahn der Beerdigten. ln unserer Beschreibung kommen meist die beiden wichtigsten Bestattungsorte Budapests vor, der Farkasréter und der Kerepeser Friedhof (d. h. der Friedhof an der Kerepesi üt). Derhalb haben wir die Namen der beiden Friedhöfe abgekürzt: Nach Erwähnung eines bestimmten Grabes erscheint in Klammern der Buchstabe F bzw. K, dahinter die Parzellennummer - z. B. (F 25) —, so können die Gräber leichter identifiziert werden. Wir haben stets den gegenwärtigen Ort des Grabmals angegeben, den früheren nicht; bei beseitig6