Tóth Vilmos: Grabmalkunst - Unser Budapest (Budapest, 2006)

Salgótarjáni utca widerspiegelte jedoch noch die althergebrachte jüdische Bestattungskultur, die von der architektonischen Repräsentation ergänzt und umgeformt wurde. Die meisten figuralen Werke entstanden an der Wende des i9.-20.jahrhunderts wie z. B. das Grabmal der Ilona Gaiduschek-Augen- feld von Elza Kalmar Kövesházi oder dasjenige des József Kiss von Aladár Gárdos. Skulpturenwerke gibt es also auch hier, sie sind jedoch weniger typ­isch, auf Darstellungen menschlicher Gestalten hingegen treffen wir hier über­haupt nicht. Auf dem Friedhof in der Kozma utca war die Skulptur schon von Anfang an zugegen: sowohl die einfacheren dekorativen Arbeiten, als auch Tier- und Menschengestalten, oder auch z. B. das schon erwähnte gemeißelte Stilleben von Ede Teles. Grabmäler mit menschlichen Gestalten bewahrten das alte Ver­bot noch insoweit, daß die dargestellten Figuren sich wegkehrten oder ihr Gesicht bedeckten; ein ausgezeichnetes Beispiel dafür ist das Grabmal des Izsák Perlmutter von István Szentgyörgyi. Von dieser Regel weichen wirklich nur einige Grabmäler ab, und noch seltner, jedoch nicht ganz ohne Beispiel sind die Portraitskulpturen. Auf den neologen jüdischen Friedhöfen wurden also die formellen Schranken früher aufgelöst, zu einer Zeit als im Allgemei­nen die in der Diaspora viel strengere Tradition des biblischen Verbotes der Götzenanbetung noch bewahrt wurde. (Der Friedhof in der Salgótarjáni utca ist ein Beispiel dafür.) Später verschwanden dann auch ein Teil der inhalt­lich-anschaulichen Schranken. Zu den vom bildhauerischen Standpunkt aus bedeutenden Grabmälern des Friedhofs in der Kozma utca gehören noch das Grab des Izidor Barna von Kornél Sámuel, dasjenige des Sándor Bródy von Erzsébet Forgács Hann, außerdem das von Lajos Mészáros entworfene Erste- Weltkrieg-Heldendenkmal. Zu erwähnen ist auch das Grabmal Ede Kistelekis, ein Werk von János Istók, auf welchem ein vor allem christliches Symbol steht - der seine Jungen mit eigenem Blut ernährende Pelikan. (Das Wiener- Grabmal am Farkasréter jüdischen Friedhof ist ein fast identisches Stück.) Trotzdem bildete auf den hauptstädtischen jüdischen Friedhöfen die Skulp­tur eher eine Ausnahme. Die Grabmalkunst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Die meisten figuralen Grabmäler entstanden im 20. Jahrhundert auf den christlichen Friedhöfen. Die Budapester Grabmalkunst verblaßte nach ihrer Blütezeit um die Jahrhundertwende etwas, eine gewisse inhaltliche Leere 4>

Next

/
Thumbnails
Contents