Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)

1. Landschafts- und Gemeinschaftswandel als Folge von Migration - Krauss, Karl Peter: Migration und Modernisierung. Sozioökonomische Prozesse und Kulturlandschaftswandel in Transdanubien im 18. Jahrhundert

Krauss, Karl-Peter Migration und Modernisierung 27 Johann Georg Nagel berichtete 1805, dass er von Pest bis nach Szeged gelaufen sei und nicht mehr wusste, wo er sich befand: „...Da war kein Vetter und keine Baase zu finden [...]. Da stand ich und stierte die Deus31 an [...]. Da kam aber noch zu rechter Zeit mein cauderwelscher32 Heerbergsvater und strudelte3’ mir was vor von Sobadiz und Therresianopel 4 [...] da gieng es mir recht uebel. Biß daher kont ich mit keinem Menschen kein Wort reden, niemand nach dem Weg fragen, da irte ich herum wie einer, der nicht weiß wohin [...].“ Dann berichtete Nagel: „.. .ein Hauß kostet 400 bis 500 fl., auch noch mehr [...] die Häuser sind aber nicht wie in Teutschland, ihr mochtet sonst glauben, sie wären so wohlfeil.“35 Damit wollte er der Verwandtschaft im Gebiet der Reichs­stadt Ulm klar machen, dass die Häuser auch deshalb so billig sind, weil sie weniger aufwendig gebaut waren. In seinem Herkunftsgebiet dominierte der mehrstöckige Fachwerkbau, während die Häuser in der Batschka in der Regel aus einem Gemisch von Lehm und Stroh gestampft wurden und einstöckig wa­ren. Auch Johann Georg Nagler schrieb am 4. Oktober 1784 aus dem Banat an Joseph Trapp nach Lothringen: „Die Früchten36 werten alle mitt den Ferth ausgedretten und wan die Herbstsatt gedan ist, so haben mir nichts zu dun als Wein zu drinken oder mitt Weiber zu sprechen. Den aller besten Wein dringt man in den Wirtsheiser umb 8 Su’7 38 die Mas33 und der ist so stark, das man mus halber Waser darunter schitten.“39 Anderen wiederum war die Bauemarbeit zu schwer. So schrieb der aus Lothringen kommende Johann Nicolaus Henrich aus Kernei (ung. Kerény, serb. Klajicevo) in der Batschka am 25. Juli 1784 resigniert, dass er zwar mit seinen acht Kindern „früsch und gesund hier angekommen“ sei, „aber ich kann mir und meinen armen Kinder[n] kein Hembt auf den Leib schaffen“, denn „[...] die Arbeit ist zu schwer vor mich“ und er sei „nicht 3> Theiß. 32 Kauderwelsch meint ein unverständliches Sprachgemisch. 33 berichtete. 34 Beide Begriffe meinen dieselbe Stadt: Subotica, ung. Szabadka bzw. deutsch Maria- Theresianopel in der nördlichen Batschka. 35 Gemeindearchiv Gingen a. d. Fils, Pflegschaftsrechnungen, R 1035, Pflegrechnung über das Vermögen von Ludwig Haug, Sohn des Johann Michael Haug, 1804, o. fol., Brief von Johann Georg Nagel, 21.07.1805. 36 Getreide. 37 Sou, bis 1795 französische Währungseinheit (Kupfermünze). 38 Im Rheingebiet betrug ein Maß etwas über 1,7 Liter. 39 Archives départementales de la Moselle, Metz (ADM), Corns et juridictions antérieures ä 1790, Maréchaussée de Sarreguemines, В 10561, Büschel 2 о. fok, Brief von Johann Georg Nagler vom 04.10.1784.

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