Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)
4. Folgen von Migrationsprozessen auf die Literatur - Hammer Erika: Ein Entwurf von der Welt. Bewegung als Ver-Wandlung der Welt in der Poetik von Herta Müller
260 Hammer, Erika; Ein Entwurf von der Welt mündlichen Duktus annähert. Das Essay gilt als literarische Gattung, die eng an die Wahrnehmung gebunden ist und auch inhaltlich kommt der Wahrnehmung eine exponierte Rolle zu. Das Thema der Schriften in Form des Essays ist eigentlich eine Suche, eine Modellierung von Möglichkeiten, die aufgeworfen und geprüft, aber keinesfalls als Aussagen ex catedra gesehen werden. Wirft man einen Blick auf das textgenetische Verfahren, kommt eine gewisse Experimentierfreudigkeit zum Vorschein, in der disparate, inkommensurable Gegebenheiten verknüpft werden. Die Texte sind in der Form des Essays im Modus einer Gedankenbewegung, die prüfend, nicht durch Induktion oder Deduktion komplexen Sachverhalten sprachlich beizukommen bestrebt ist. Dies geschieht vielmehr durch Kontrastierungen, Kombinationen und Skizzierung von Tendenzen. Geprägt sind die Texte auch vom Eindruck der Zufälligkeit und Spontaneität, von der Darlegung plötzlicher Einfälle, von einem in Bewegung begriffenen Gedankengang. Alles wird dem Experiment zuliebe durchgespielt und man beharrt dabei nicht auf wissenschaftlicher Exaktheit, sondern vielmehr auf einer subjektiven Sicht. Das Ganze erscheint wie ein Versuch, wie eine Art reflektierender Monolog, der ein Denkanstoß sein will. Durch Wechsel, durch das Ephemere, nicht Abgeschlossene kann das Essay so zum Schauplatz geistiger Erfahrung werden, was in den diskutierten Texten eine unverkennbare darstellerische Strategie ist 5 Zusammenfassung In diesem Sinne erscheint in den Texten Flerta Müllers auf der sprachlichen, wie auf der formalästhetischen Ebene ein Entwurf von der Welt, der das Bekannte, Selbstverständliche zu umgehen sucht. Es geht um die Beschwörung von Grenzpositionen, die die Loslösung von der Norm ermöglichen und dadurch für das Erzählen einen Raum des Möglichen öffnen. Es ist einerlei, ob es um die reisenden Figuren, um die Verschiebung des Sprachmaterials oder um die fortwährende Entwicklung der Gedanken im Essay geht, immer steht die Figur der Bewegung im Fokus.