Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)

1. Landschafts- und Gemeinschaftswandel als Folge von Migration - Krauss, Karl Peter: Migration und Modernisierung. Sozioökonomische Prozesse und Kulturlandschaftswandel in Transdanubien im 18. Jahrhundert

Krauss, Karl-Peter Migration und Modernisierung 25 den Dörfern ab. So zahlten Ungarn für eine ganze Session 4 fl., Deutsche 5 fl. Arenda. Die Raitzen dagegen wurden pro Kopf besteuert. Ähnlich wie in der Herrschaft Großwaschon/Nagyvazsony im Komitat Veszprém zeigt sich auch in der Herrschaft Deutschbohl/Bóly insbesondere in der zweiten Hälfte des 18.Jh.s der Prozess einer zunehmenden administrativen Regulierung und Überwachung durch herrschaftliche Beamte. Das fand auch seinen baulichen Ausdmck in der oben dargelegten Erstellung zahlreicher herr­schaftlicher Gebäude .27 Die Vermessung ermöglichte eine höhere ökonomische Wertschöpfung. Weitere wirtschaftliche Vorteile ergaben sich durch die Vertei­lung von Remanenz flächen. In Wakan/Vokány gab es vor der Vermessung 22 4/8 Sessionen, danach 50 Sessionen. Zudem konnte so die Allodialwirtschaft vergrößert werden. Wie Räume vermessen, konfiguriert und optimal nutzbar gemacht werden konnten, zeigt sich in der Impopulations-Hauptinstruktion von 1772 für das Banat. Wenige Jahre zuvor hatte Anton von Cothmann in seinem Bericht vom Dezember 1763 einen umfassenden Entwurf (Relatio) für die Ansiedlung der Batschka vorgelegt. Anton Cothmann (1720-1768) gehörte zu den bedeutend­sten Personen der habsburgischen Kolonisation in Ungarn. Die Neuplanung und die Umstrukturierung (Umsetzung) von Dorf und Gemarkung führten auch zu einer Ertragsoptimierung. Eine weitere Perfektionierung erfolgte dann in der josephinischen Ansiedlung. Die Zusammenhänge zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Migrati­on beschrieb Hofrichter Jakob Taucher 1772 so: 1752 habe die Herrschaft Deutschbohl/Böly 11.000 bis 12.000 Gulden eingebracht. Als er nach 20 Jahren in den Ruhestand ging, seien es 20.000 bis 30.000 Gulden gewesen. Er habe „über 300 Unterthans Haußhaltungen vermehret, teutsche Dorfschaften ange- setzet, die Alliaturen vergrößert, viele herrschaftliche Gebäuer aufgerichtet.“28 Diese Angaben des Hofrichters lassen sich anhand der Rechnungsbücher verifi­zieren. 27 Einige Handwerkerkontrakte finden sich u.a. hier: MOL, P 707, Zichy család levéltá­ra, Nagyvázsonyi uradalom [Herrschaft Nagyvázsony], 68, 1-17, Vázsonyi gazdasági ügyek: tizediratok, bérleti szerződések, 1723—1756 [Wirtschaftliche Angelegenheiten von Vázsony: Zehntelakten, Pachtverträge 1723—1756]. 28 MOL, BCsL, P 1314, Missiles, Brief des Hofrichters von Boly, Jakob Taucher, an Joseph Graf von Batthyány (1727—1799), Erzbischof von Gran, undatiert [1772].

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