Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)

4. Folgen von Migrationsprozessen auf die Literatur - Hammer Erika: Ein Entwurf von der Welt. Bewegung als Ver-Wandlung der Welt in der Poetik von Herta Müller

Ein Entwurf von der Welt. Bewegung als Ver-Wandlung der Welt in der Poetik von Herta Müller In der folgenden Studie geht es um erzählerische und poetologische Texte von Herta Müller. Es soll gezeigt werden, welche Rolle die Figur der Bewegung in diesen Schriften bekommt. Das Transitorische kann nämlich auf allen Textebenen nachgewiesen werden. Der Aufsatz kon­zentriert sich ausgehend vom naiven Glauben an die Selbstverständlichkeit kultureller Ord­nungen, auf die von Müller forcierte Reflexion auf diese Annahmen, auf die ständige Diskre­ditierung eingeschliffener Weltsichten, Interpretationsmuster und einer solchen Verwendung der Sprache. Müllers CBuvre wird in der Sprach- und erkenntniskritischen Tradition situiert. Dargelegt wird, dass die Texte durch die Reflexion der Wahrnehmung, durch daraus resultie­rende diverse Verfremdungstechniken und durch eine unendliche Semiose die in der Sprache vorhandenen Potenziale ans Tageslicht locken möchten, um das mitgebrachte Wissen, das enge Korsett der Norm und Normalität zp sprengen und einen Raum für das Neue zp schaffen, um eine Grenze des noch Möglichen abzutasten. 1 Menschen und Texte in Bewegung - Einleitung „Wohin geht der Kopf und wohin gehen die Füße — da sind schon mindestens zwei verschiede­ne Orte im Spiel, wahrscheinlich mehr als zwei“ (Müller 2004: 141). Mit diesem Satz beginnt eines der poetologischen Essays von Herta Müller, in dem sie auf eine zentrale Figur ihrer Kunst, auf die Bewegung reflektiert. In den unterschiedli­chen Bewegungsrichtungen von Kopf und Fuß, die dann im nächsten Satz um noch eine Richtung, um den Mund, erweitert werden, kommt auch gleich eine Diskrepanz zum Vorschein und eine Spannung, die zeigt, dass das Ich bei jedem Schritt und jedem Wort vor einer Zerreißprobe steht. Gedanken, Taten und Sprache können nämlich nicht in einem Wechselverhältnis miteinander stehen, vielmehr driften sie auseinander und weisen somit darauf hin, dass scheinbare Zusammenhänge und Entsprechungen trügerisch sind. Will man dieser Situation gerecht werden, so zieht Müller die Konsequenz, muss man die scheinbaren Verbindungen zerreißen und diese Diskrepanz zur Schau stellen. Dies, eine un­aufhörliche Reflexion ist, wie ich zeigen möchte, eine Konstante in der Poetolo- gie von Flerta Müller. Der Akzent soll dabei im Rekurs auf Bewegung und Wan­del auf die Triade Fuß - Kopf - Mund gelegt werden, auf transitorische Bewe­gungen, die sich aber nicht allein im Thematischen, sondern eng damit verwo­Hammer, Erika (Pécs/Fünfkirchen/Ungam)

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