Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)
1. Landschafts- und Gemeinschaftswandel als Folge von Migration - Krauss, Karl Peter: Migration und Modernisierung. Sozioökonomische Prozesse und Kulturlandschaftswandel in Transdanubien im 18. Jahrhundert
Krauss, Karl-Peter Migration und Modernisierung 17 Das Schreiben erklärte die näheren Umstände ihres Anspruches. Es wurde darum gebeten, dass Simon Bauer sein kleines Erbe erhalten sollte, denn er hätte sich jetzt verheiratet. Er und seine drei Schwestern namens Anna Maria, Eva und Barbara seien Waisenkinder. Die noch unmündigen Schwestern seien von guten Leuten in Koppan/Bakonykoppäny aufgenommen worden. Der Prior hatte sich schon im Januar 1779 an den Schultheißen gewandt. Doch was fehlte, war ein Nachweis, dass Simon Bauer tatsächlich ein Sohn der Verstorbenen sei und eine Vollmacht seiner noch drei lebenden Geschwister, die ihn legitimierte, das geringe Erbe abholen zu können. Außerdem war das Erbgeld wie üblich noch gegen Zins verliehen und nicht ohne weiteres sofort abrufbar. Zudem ergab sich bei der Überprüfung, dass die Mutter ohne Manumission (Entlassung aus der Leibeigenschaft) ausgewandert war. Auch musste bei der Ausfuhr von Geld die Abzugssteuer (Abzug) gezahlt werden. Da es der Regierung in Würzburg zu hart erschien, die beiden Männer wieder unverrichteter Dinge zurück zu schicken, wurde Ende August 1779 an den würzburgischen Gesandten zu Wien, Johannes von Fichtl, geschrieben, er möge die benötigten Dokumente schnellstmöglich einholen. Bereits mit Datum vom 23. September 1779 wandte sich die königlich-ungarische Statthalterei an das Komitat Veszprém mit der Aufforderung, die benötigten Schriftstücke unverzüglich zu beschaffen. Doch alle Bemühungen um eine schnelle Lösung des Falles kamen zu spät: Schon am 9. September 1779 hatte das Amt Rothenfels die würzburgische Regierung um ein Almosen für die beiden Männer gebeten, zumal einer inzwischen erkrankt war. Am 30. September schrieben Simon und sein Onkel Mathias Bauer einen flehentlichen Bittbrief an den Fürstbischof von Würzburg, Franz Ludwig Freiherr von Erthal (1730-1795). Sie schilderten ihre bedauernswerte Lage, auch dass ihre letzte Kleidung zerrissen sei, der Winter vor der Tür stehe und sie noch über 100 Meilen nach Hause vor sich hätten (die Entfernung hegt bei etwa 850 km). Neben dem Erbgeld baten sie um den Erlass des Abzugsgeldes und der Manumissionsgebühr für Simon Bauer.