Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)

1. Landschafts- und Gemeinschaftswandel als Folge von Migration - Krauss, Karl Peter: Migration und Modernisierung. Sozioökonomische Prozesse und Kulturlandschaftswandel in Transdanubien im 18. Jahrhundert

14 Krauss, Karl-Peter: Migration und Modernisierung Raatzen15 Orth fahren thut, so bekomt man noch alles wohl feiler als in Abathin.“16 In nicht wenigen Fällen lässt sich nachweisen, wie Auswanderer ihr mitgebrachtes Vermögen gezielt in den Kauf von Land investierten (Krauss 2015: 292-311). So drängten deutsche Siedler in Ungarn nicht selten ihre zu­rückgebliebene Verwandtschaft oder die Verwalter des zurückgelassenen Ver­mögens, so schnell als möglich die Erbschaft zu senden, damit Land gekauft werden konnte. Auf der anderen Seite betrachteten viele deutsche Territorial­herrschaften den Abzug von Kapital mit größter Sorge. Diese Frage konnte zu einem Politiktim werden und es konnte zu diplomatischen Auseinanderset­zungen zwischen dem Habsburgerreich und den deutschen Territorialstaaten kommen. Gerade die deutschen Territorialherrschaffen, aus denen zahlreiche Untertanen nach Ungam zogen, beklagten den in der Summe nicht geringen Kapitalabfluss.17 Zahlreiche Verordnungen aus verschiedenen Territorialstaaten sowie Akten von Aushandlungsprozessen mit dem Habsburgerreich dokumen­tieren diesen Tatbestand. Denn der Abfluss von Kapital nach Ungarn stieß keinesfalls auf uneingeschränkte Zustimmung. Besonders beklagt wurde die negative Zahlungsbilanz gegenüber dem Königreich Ungam (Krauss 2015: 88— 90). Nur in den subventionierten Phasen der spättheresianischen (1763—1771) und josephinischen Ansiedlung (1784—1786/87) kamen verstärkt auch mittellose Migranten in das Königreich Ungarn. Zielgebiete wurden die Kameralherr- schaffen vorwiegend des Banats und der Batschka. Außerhalb dieser staatlichen Kolonisationsphasen mussten die Kolonisten die Anreise und Ansiedlung in der Regel selbst finanzieren. So baten 1772 15 Familien aus Bayern um Reisegeld in das Banat Darauf erhielten sie folgenden Bescheid: „Widerum hinauszugeben mit dem Bescheid, daß ein Reißgeld nicht verwilliget werden möge und Suppli- canten, wenn sie gar nichts an Vermögen besizen schon lieber sich anderst wo­hin begeben sollen. Wien, 27ten Marty 1772.“18 15 Raitzen, orthodoxe Serben. 16 Generallandesarchiv Karlsruhe (GLAK), 119, Nr. 196, o. fol., Brief der drei Auswan­derer Fridolin Kopf, Michel Muser, Joseph Schäfer an den Schultheiß Samenfing von Goldscheuer, 21.12.1791. 17 So befürchtete das Hochstift Fulda durch die Aufhebung des Abzugsgeldes erhebli­che Verluste; Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAM), 90b, Fürstäbte, Landeshoheit, Reichs- und Kreissachen, Auswärtige Angelegenheiten, Nr. 1848, Vereinbarungen über Abzugsgeldzahlungen von Vermögen und Erbschaften zwischen dem Bistum Fulda und den Österreichischen Erblanden sowie den Königreichen Ungarn, Polen und Böhmen, 1767-1827, S. 10-13. Weitere Beispiele Krauss (2015: 59-90). 18 ÖStA, FHKA, Jüngere Banater Akten (1757—1778), 154/B, Deutsche Ansiedlung, 1772, März-Mai, fol. 523.

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