Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)
1. Landschafts- und Gemeinschaftswandel als Folge von Migration - Krauss, Karl Peter: Migration und Modernisierung. Sozioökonomische Prozesse und Kulturlandschaftswandel in Transdanubien im 18. Jahrhundert
Krauss, Karl-Peter Migration und Modernisierung 11 vonJohann Heinrich Gottlob vonjusti (1717—1771) beeinflusst (Fata 2014: 81— 83). Bis heute befindet sich die Forschung in einem Schlepptau der Abläufe staatlicher Ansiedlung. Denn es gibt nur wenige Studien über die Ansiedlungs- politik ungarischer Grundherrenfamilien oder geistlicher Grundherrschaften in Ungarn. Das ist umso bedauerlicher, weil es gerade diese Grundherrschaften waren, die in Transdanubien deutsche Siedler anwarben. Hauptakteure waren zum Beispiel die Familien Batthyány, Dőry, Esterházy, Ráday, Széchenyi, Zichy, das Bistum Fünfkirchen (Pécs), das Erzbistum Kalocsa, die Abtei Petsch- war/Pécsvárad oder die Abtei Sirtz/Zirc. Insbesondere in Südtransdanubien kamen auch mit Land entlohnte Feldherren der Türkenkriege hinzu. Doch in der Regel veräußerten diese Familien ihren Besitz an ungarische Adels familien. Zu nennen sind hier etwa Äneas Sylvins Caprara (1631—1701), Prinz Eugen von Savoyen (1663—1736), Graf Claudius Florimund Meny (1666—1734). Welche Bedeutung die sozioökonomischen Rahmenbedingungen für die Migration in den beiden Komitaten Veszprém und Fejér hatten, zeigte schon Schünemann. Er wies den engen Zusammenhang zwischen den von Maria Theresia geführten Kriegen mit dem dadurch erhöhten Getreidebedarf zur Versorgung der Heere und der Pferde und vermehrten Dorfgründungen nach. So wurden in 14 theresianischen Kriegsjahren 1.200 Kolonistenfamilien in neuen Dörfern angesiedelt. In 15 Friedensjahren waren es hingegen nur 350 Familien (Schünemann 1935: 222£). Exakt das gleiche Bild ergibt die Ansiedlungspolitik der Familie Batthyány in der Herrschaft Deutschbohl/Böly. Hier wurden deutsche Ansiedler besonders in den Jahren der Schlesischen Kriege in den frühen vierziger Jahren des 18.Jh.s angesiedelt. Der Ort Vokány erhielt seine ersten deutschen Ansiedler hingegen 1755 am Vorabend zum Siebenjährigen Krieg (1756-1763) (Krauss 2003: 99). Die steigenden Getreidepreise bedeuteten ein hohes Gewinnpotenzial für die Grundherren. So erfolgte in vielen ungarischen Grundherrschaften eine Gewinnmaximierung. Das sei am Beispiel der Herrschaft Deutschbohl/Böly verdeutiicht Während 1736 Getreide, insbesondere Weizen, im Betrag von 1.172 fl. verkauft wurde, erzielte die Herrschaft 1746, nur zehn Jahre danach den riesigen Betrag von 6.879 fl. aus dem Verkauf von Getreide, was einer Steigerung von fast 600 Prozent entspricht. Immense Gewinne erzielte die Herrschaft 1758 mitten in der Zeit des Siebenjährigen Krieges: In diesem Jahr wurde Getreide im Wert von 16.634 fl. verkauft (Krauss 2003: 121 ff.). Neben diesen wirtschaftlichen Fakten spiegeln auch die Briefe der Grundherren die steigenden Erwartungen durch die boomende Agrarkonjunk