Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Ivo Goldstein: Die Ustascha Revolution 1941. Die Entstehung einer neuen Elite?

Zweifellos ist Antiintellektuallismus eine der Hauptcharakateristiken der Um­setzung von Ustascha-Ideologie, aber in der Ustascha-Bewegung gab es sowohl vor als auch während des Krieges Angehörige von Eliten - Vladimir Zidovec, einer von scharfsinnigsten Analytikern der Ustascha-Bewegung „von innen” (er war USK-Botschafter in Sofia) behauptete, Pave lie habe um sich herum „primitive Menschen” versammelt. Laut Zidovec hielt Pavelic Intellektuelle für „lasch” und „unbeständig”. Damit meinte er, dass Intellektuelle sich „nicht so blind und be­dingungslos fügen wollten wie Ungebildete dies taten”, in erster Linie im Hinblick auf „die kritische Haltung eines Intellektuellen gegenüber diktatorischen Metho­den... in intellektueller Hinsicht war Pavelic ausgesprochen schwach. Dies ist sicherlich eins der entscheidenden Motive für sein ausgeprägtes Misstrauen gegen­über echten Intellektuellen (ähnlich wie bei Hitler) ... in seiner engsten Umgebung konnte man entweder Menschen mit nachgiebigem, labilem Charakter treffen ... wie zum Beispiel verschiedene Artukovibs, die Brüder Frkovic, Dumandzibs, SuSibs... oder charakterlose, aufstrebende Karrieristen und Draufgänger, wie Ante Niksib, Stijepo Perib, Vjekoslav Vrancib, Vladimir Kosak und ähnliche, die zu allem bereit und imstande waren, über alle moralischen Hindernisse zu treten!”9 Galeazzo Ciano (1903-1944), Mussolinis Außenminister, hatte beim Treffen mit Pavelic und seiner Gefolgschaft am 24- April 194Idas Gefühl, dass der Ustascha- Hauptmann von „Banditen” umgeben ist. Obwohl eine so ausgerichtete Bewegung den Eindruck hinterließ, dass Intel­lektuelle, Angehörige von Eliten, darin keinen Platz hatten, war es doch nicht so. Außerhalb der Arbeiter- und Bauemschichten gab es Angehörige von anderen gesellschaftlichen Gruppen, die glaubten, vom jugoslawischen Regime schwer be­nachteiligt gewesen zu sein. Es handelt sich zum Beispiel von ehemaligen Offizie­ren der österreichisch-ungarischen Armee, die nach der Gründung des Staates der Slowenen, Kroaten und Serben 1918 arbeitslos wurden wie Slavko Kvatemik, Stjepan Sarkotib, Gustav Perbec (1885-1933) und andere, sowie von Familien der moslemischen Begs, denen im Zuge der Agrarreform in den zwanziger Jahren ihr Landbesitz abgesprochen wurde.10 1941 fanden sich an der Spitze des Ustascha- Regimes auch einige Rechtsanwälte (Pavelic selbst, dann Innenminister Andrija Artukovib, Justizminister Mirko Puk, Milovan Zanib und andere) sowie junge, intelligente Intellektuelle, hungrig nach schnellem Emporkommen, wie der Chef aller Polizeidienste Eugen Dido Kvatemik und Außenminister Mladen Lorkovib. Beide stammten aus angesehenen Bürgerfamilien, besuchten das elitäre Zagreber klassische Gymnasium und genossen eine excellente Universitätsausbildung. Dido Kvatemik wurde zum Symbol des Ustascha-Terrors und Lorkovibs Buch Narod i zemlja Hrvata (Das Volk und das Land der Kroaten, Zagreb 1939) war einer der Hauptbeiträge zur Entwicklung der Ustascha-Ideologie, besonders der Idee des kroatischen Exklusivismus. In seinem Buch schenkt Lorkovic große 50

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