Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

József Vonyó: Ein Versuch der Ablösung der herrschenden Schicht durch eine neue Parteielite in Ungarn (1932-1936)

József V ony ó (Pécs) EIN VERSUCH DER ABLÖSUNG DER HERRSCHENDEN SCHICHT DURCH EINE NEUE PARTEIELITE IN UNGARN (1932-1936) Der Titel der Studie könnte auch so lauten: Elitewechsel - durch Organisationswechsel. Mehrere Aspekte des während der Gömbös-Regierung stattgefundenen Eli- tenwächsels wurde in der ungarischen Geschichtswissenschaft schon früher dargelegt.1 Die Forschung hat sich bisher mit den Methoden und Mittel dieses Elitenwächsels jedoch nicht befasst. Ein wichtiger Bestandteil davon wird in unserer Studie betrachtet. Am 1. Oktober 1932 trat Gyula Gömbös das Amt des Ministerpräsidenten an. Er ist nicht durch Wahlen an die Macht gelangt. Nach der Entlassung seines Vor­gängers, des Grafen Gyula Károlyi, der mit der Krise nicht klarkam, ernannte ihn Reichsverweser Miklós Horthy. Das Programm von Gömbös, der Nationale Arbeitsplan und viele Elemente seiner Politik als Ministerpräsident zeugen davon, dass der rechtsextreme, antise- mitisch-rassenschützende Politiker seine ursprünglichen Ziele auch als Minister­präsident nicht aufgegeben hat. Im Schutze der Agrarinteressen plante er die Ein­schränkung des Großkapitals, betrieb die Unterstützung der Klein- und Mittel­existenzen gegenüber den großen Vermögen. Er strebte an, die politischen und gesellschaftlichen Organisationen unmöglich zu machen, sowie die Verstärkung der Zentralmacht, die Etablierung des Einparteiensystems, die totale Erfassung des gesellschaftlichen Lebens.2 Zur Verwirklichung dieser Ziele besaß er jedoch keine adäquate Basis. Die Regierungspartei, auf die er als Ministerpräsident stützen konnte, war keine Anhängerin seiner politischen Konzeption, sondern war ihrem konservativ­liberalen Begründer, István Bethlen verpflichtet, der zwischen 1921 und 1931 Mi­nisterpräsident, bis Oktober 1932 Parteiführer war. Der frühere Ministerpräsident hat seine Position als Parteiführer vergeblich an den neuen Mann abgegeben, die vor den Wahlen 1931 von ihm ausgewählten und kandidierten Abgeordneten achteten weiterhin auf ihn.3 Die Christliche Kleinwirte-, Ackerbauer- und Bürgerliche Partei - mit da­maligem Wortgebrauch die Einheitliche Partei - war in politischem Sinne eine Wählerpartei. Sie setzte sich aus Männern zusammen, die an den Entscheidungen beteiligt waren, sie war identisch mit der Gesamtheit der Landtagsabgeordneten, der Minister und der Obergespanne, die an der Spitze der Komitate die Regierung vertraten. Örtliche Organisationen hatte sie nicht, bzw. diese agierten nicht regel­29

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