Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Gernot Peter Obersteiner: Von der Monarchie zur Republik. Eliten in Politik und Verwaltung der Steiermark (1890-1945)

Gemot Peter Ob er steiner (Graz) VON DER MONARCHIE ZUR REPUBLIK. ELITEN IN POLITIK UND VERWALTUNG DER STEIERMARK (1890-1945) Die Verfassungsentwicklung in der Habsburgermonarchie, wie sie durch die Revo­lution von 1848 ausgelöst wurde, war auch in der Steiermark Triebkraft der Ent­wicklung politischer Parteien. Die in Landtag und Landesausschuss sitzende poli­tische Elite stellte stets ein Spiegelbild des geltenden Wahlrechtes dar, das lange Zeit ein Recht der Privilegierten und finanziell Bessergestellten war. Dieses Kurien­wahlrecht galt für den Steiermärkischen Landtag - mit gewissen Abwandlungen - bis zum Ende der Monarchie im Jahre 1918. Aufgrund der ethnischen Verhältnisse in den untersteirischen Wahlbezirken traten stets auch die Slowenen im Landtag mehr oder weniger vehement auf und forderten zeitweise die Abtrennung der untersteirischen Gebiete und die Schaffung eines Kronlandes Groß-Slowenien. Von 1884 bis 1918 war in des Regel ein Slo­wene Landeshauptmann-Stellvertreter der Steiermark. Die nationalen Reibereien zwischen deutscher und slowenischer Seite im Landtag begünstigte die Tatsache, dass in der Leitung des 1889 gegründeten Vereins Südmark prominente deutsch­nationale Abgeordnete saßen. Eine Direktwahl in den Landtag war erst 1904 ansatzweise möglich, als im Steiermärkischen Landtag - nach dem Vorbild des Reichsrates 1897 - eine Allge­meine Wählerklasse mit acht Mandaten eingeführt wurde, zu der alle männlichen Staatsbürger wahlberechtigt waren. Somit zählte der Landtag nun 71 Sitze. 1904 zogen erstmals auch zwei sozialdemokratische Abgeordnete - der Kassenarzt Dr. Michael Schacherl und der Redakteur Hans Resel - in die Allgemeine Wähler­klasse des steirischen Landtages ein. Im Steiermärkischen Landtag waren die Man­date im Jahre 1908 auf fünf Sozialdemokraten, 13 Slowenen, 18 Christlichsoziale und 48 Deutschfreiheitliche verteilt. 1909 erhöhte sich die Zahl der Abgeordneten durch Nachbesserung in der Städte-, Landgemeinden- und Allgemeinen Kurie auf insgesamt 87; in dieser Zahl inbegriffen waren auch die drei Virilstimmen der Bischöfe von Seckau und Lavant sowie des Rektors der Karl-Franzens-Universität Graz sowie die zwölf Mandate des Großgrundbesitzes. Die beiden Handels- und Gewerbekammem in Graz und Leoben waren durch je drei Abgeordnete (Gewer­ken, Kaufleute, Verwaltungsräte) repräsentiert. Die Stadt Graz und auch die anderen 20 Wahlkreise der Städte und Märkte wurden 1918 meist von Advokaten, Bürgermeistern, Gewerbetreibenden, Fabriks­oder Realitätenbesitzem vertreten. Die Wahlbezirke der Landgemeinden dominier­17

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