Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)
Hans Hahnenkamp: Eliten der Wirtschaft im Burgenland zwischen den beiden Weltkriegen
Josef Seeland (16. Februar 1886 in Ebenfurth - 24. August 1982 in Neufeld a.d.L.) Am 16. Feber 1886 in Ebenfurth geboren, erlernte Josef Seeland das Zimmerer- und Maurerhandwerk. Als Gehilfe und späterer Polier arbeitete er dann auf Baustellen in allen Kronländem der alten Monarchie und im Ausland. In seiner Freizeit besuchte er Fachkurse, bildete sich weiter und legte 1911 die Zimmermeisterprüfung ab. Sein Meisterbrief trug noch den kaiserlichen Doppeladler. Drei Jahre später legte er die Maurermeisterprüfung ab und übersiedelte dann über die damalige Grenze ins benachbarte Neufeld, in das spätere Burgenland. Kurze Zeit darauf brach der Erste Weltkrieg aus, der junge Baumeister musste zum Militär, wo er zu Bauleitungen von Gefangenenlagern und Munitionsbetrieben abkommandiert wurde. Nach Kriegsende kam das Burgenland zu Österreich. Seeland war unter den ersten, die im Burgenland, das noch nicht einmal einen richtigen Namen hatte, daran gingen, die Baugewerbetreibenden zu organisieren, in der Erkenntnis, dass sie eine Interessenvertretung brauchten. Er gründete die Landesgenossenschaft der geprüften Baugewerbetreibenden, welche Baumeister, geprüfte Maurerund Zimmermeister umfasste, und wurde zum Vorsteher gewählt. Das blieb er viele Jahrzehnte hindurch, der eigentliche Innungsmeister des Baugewerbes, wenn er es dem Namen nach - aus politischen Gründen - auch nicht immer war. 1927 legte Seeland auch die Baumeisterprüfung ab und erwarb die Baumeisterkonzession. Sein Neufelder Betrieb erlebte im Laufe der Jahrzehnte gute und schlechte Zeiten. Nach einer kurzen Konjunktur in der Ersten Republik kamen die Weltwirtschaftskrise, der Zweite Weltkrieg, das Burgenland wurde Kriegsschauplatz, und es folgten zehn Jahre russische Besatzung. Den Abschluss bildete für Baumeister Seeland eine lange, bereits überhitzte Baukonjunktur, bis er 1970, im Alter von 84 Jahren, seine Gewerbeberechtigungen zurücklegte, ohne deshalb in ein untätiges Rentnerdasein zu verfallen. Neben der Bauwirtschaft gehörte sein waches Interesse ein Leben lang der gewerblichen Organisation. Sein Karteiblatt in der Wirtschaftskammer zählte volle zwei Seiten von Funktionen auf, die Seeland von 1946 bis 1970 bekleidete, auch vor 1938 gab es bereits eine erhebliche Anzahl davon. Im Jahre 1956 wurde ihm vom Bundespräsidenten der Berufstitel Kommerzialrat verliehen. Viereinhalb Jahrzehnte war er Mitglied der Prüfungskommission für das Baugewerbe. Nahezu 1.000 Baumeister, Maurermeister und Zimmermeister, nicht nur im Burgenland, sondern auch in anderen Bundesländern, legten bei ihm die Prüfung ab. 1956 bis 1970 war Seeland Vizepräsident der Kammer. Nach seinem Ausscheiden wählte ihn die Vollversammlung zum ersten und einzigen Ehrenpräsidenten der Kammer und zum korrespondierenden Mitglied der Vollversammlung (heute Ehrenmitglied). Die Bundesinnung der Baugewebe verlieh ihm zu seinem 90. Geburtstag den Ehrenring. Außer den genannten Ehrungen wurden Seeland noch viele andere zuteil: Ehrenbürgerschaft und Ehrenring der Gemeinde Neufeld a.d.L., Goldenen Ehrenmedaille der Kam103