Ferenc József: Kleiner Unitarier-Spiegel. Kurzer inbegriff der geschichte, der dogmen, der kirchenverfassung und der ceremonien der unitarier-kirche (Bécs, 1879)
I. Geschichte
24 Unitarier Spiegel. komme Eines der aus Polen vertriebenen Unitarier. — Dieser biedere Mann setzte im J. 1857. die Unitarier-Kirche zum Universal-Erben seines sämmtlichen Vermögens ein. — Dieses Vermächtnisz bildet heute beiläufig /s Theil des Gemein-Vermögens der Unitarier-Kirche und wird von Zeit zu Zeit sich bedeutend vermehren; da der weisen Verfügung des Testamentes gemäsz Ue Theil des Einkommens immerwährend dem Capitale zugeschlagen wird. — Während der vierziger Jahre hat auch unser glaubenseifrige Bruder Karl Rédiger unter Änderen seinen Namen in der Unitarier-Kirche dadurch verewiget, dasz er an der Klausenburger Hauptschule eine Stiftung zur Errichtung einer Lehrkanzel für Rechtswissenschaft niederlegte. Ihrer Wunden soweit genesen trat die Unitarier-Kirche in die bewegten Zeitendes Jahres 1848., welches für dieselbe ebenso erhebend gewesen ist, wie für das gesammte nationale Leben. — Indem 1-ten §. des Ges. Artikels' xx im Landtage zu Preszburg „ward die Unit ar ier - R el i g i o n für gesetzlich anerkannt erklärt“. Dieser feierliche Akt war eine würdige Anerkennung der dreihundertjährigen Existenz-Kämpfe der Unitarier-Kirche.— Doch das Freudegefühl sollte gar bald verstickt werden ; die Nation wurde darniedergeschlagen und das kaum verjüngte Vaterland zur Armensünder-Stube umgewandelt. — Die Regierung der fünfziger Jahre — traurigen Angedenkens — wollte das nationale Leben völlig vernichten ; insbesondere zog sie gegen die protestantischen Kirchen und Schulen zu Felde, — weil in diesen seit der Reformation her mehr Licht gedrungen war, als eine nur Willkür anstrebende Regierung erdulden konnte.— Neuen Gefahren stand daher die Unitarier-Kirche gegenüber. — Ihre Autonomie Wurde nicht nur in Frage gestellt, sondern auch ausdrücklich abgesprochen. — Das — mit dem im J. 1852. erfolgten Tode des Bischofes, Székely Sándor, von Rákos vacant gewordene —Bischofs-Amt durfte eröfterten Bittstellungen zu Trotze nicht besetzt werden. — Die Unitarier-Kirche war mit der Sperre ihrer Schulen bedroht, so sie den Wünschen der Regierung nicht in Allem nackkommen würde. — Doch der starke Wille und die in Opferwilligkeit sich offenbarende Religiosität brachten aber-