Habersack, Sabine - Puşcaş, Vasile - Ciubotă, Viorel (szerk.): Democraţia in Europa centrală şi de Sud-Est - Aspiraţie şi realitate (Secolele XIX-XX) (Satu Mare, 2001)

Sabinne Habersack: Eröffnungsrede auf der Internationale wissenschaftlichen Konferenz

Sabine Habersack Bei dieser Frage geht es schon lange nicht mehr dämm, ob die DDR eine Diktatur war oder nicht. Selbstverständlich war die DDR eine Diktatur, zumindest als Staatsordnung wird ihr niemand ernsthaft diese Einstufung abstreiten. Aber dennoch wehren sich viele ehemalige DDR - Bürgerinnen und Bürger immer noch gegen ihre Einordnung unter die Diktaturen - und dieses nicht, weil sie den grundlegenden Mangel an Grundrechten und demokratischen Abläufen in der DDR verkennen. Sondern sie wehren sich gegen die dieser Zuschreibung innewohnenden Ausschließlichkeit. In den persönlichen Erinnerungen vieler sind Erfahrungen aufgehoben, die mehr bedeuten ! Diese Gefühle und anderes mehr übersteigen die Integrationskraft rein politikwissenschaftlicher Interpretationen der DDR als Diktatur. So war sicherlich die DDR als Staat ohne jeden Zweifel eine Diktatur, aber nicht alles, was sich auf ihrem sog. „Territorium“ ereignete, haben diejenigen, die dort lebten, als „diktatorische“ Handlungen empfunden. Meine Damen und Herren, ich denke, daß dieses auch für die Menschen in den Mittel- und Südosteuropas Ländern zutrifft ! Was jedenfalls Deutschland betrifft, so gilt es, das Bild eines homogenen „Arbeiter- und Bauern - Staates“, wie es nicht zuletzt die SED selbst unablässig verbreitete, seiner Selbstverständlichkeit zu entkleiden. Die immer wieder gestellte Frage, ob die ehemaligen DDR - Bürger schon oder endlich im vereinigten Deutschland angekommen sind, ist in Wirklichkeit eine Frage danach, ob und wie die Ostdeutschen mit der posttotalitären Situation zurechtkommen. Und wichtig dabei ist, daß der angemessene Maßstab nicht der Westen ist, sondern zuerst die ehemals sozialistischen Bruderländer ! Bei einem Vergleich mit den östlichen Nachbarn schneiden die „Neuen Bundesländer“ nicht schlecht ab, was den Elitenwechsel, die Bearbeitung und Dokumentation des SED - Regimes und was die Akzeptanz praktizierter Demokratie und trotz aller Probleme, was auch die Wirtschaft betrifft. Eine Gefährdung der Demokratie in Deutschland aufgrund der spezifisch östlichen Verhältnisse gibt es nicht. Die Demokratie wird von allen politischen Akteuren, West wie Ost, uneingeschränkt akzeptiert und den Willen zu einer gemeinsamen Zukunft stellt niemand in Frage. Was die Länder Mittel- und Südosteuropas betrifft, so waren Meinungspluralismus, Mehrparteiensystem und eine offene Diskussion über politische und wirtschaftliche Probleme natürlich auch in diesen Ländern wesentliche Errungenschaften des Systemwechsels seit 1989. Da diese Länder aber in Vergleich zur DDR keinen großen Bruder im Westen, der sie in die Obhut nahm und dabei - nebenbei bemerkt - auch manch 12

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